Kommt mit mir nach Everwood!
Es gibt eine Fernsehserie, die den Papi und uns alle in der Bärenrunde in ihren Bann gezogen hat: „Everwood“. Falls Ihr Euch also warmherzig und wundervoll unterhalten lassen wollt oder wenn Ihr gerade auf der Suche nach einem emotionalen Geschenk für Eure Lieben seid, dann sei Euch diese bärenstarke TV-Serie wärmstens empfohlen.
„Kommt mit mir nach Everwood!“, sagte eines Tages der Papi zu uns. Wir wussten nicht, wie uns geschah. Aber der Papi hatte die komplette DVD-Ausgabe einer US-amerikanischen Familienserie aus den Jahren 2002 bis 2006 erstanden. Und diese vier Staffeln wollte er nun zusammen mit uns ansehen. Und also legten wir los …
„Kommt mit mir nach Everwood!“, hieß es freudig gespannt auch in den folgenden Nächten, und bald waren uns das fiktive Bergstädtchen im US-Bundesstaat Colorado und seine Bewohner vertraut und so richtig ans Herz gewachsen. Bei insgesamt 89 Folgen mit je rund 42 Minuten Dauer hatten wir natürlich ordentlich zu tun …
„Kommt mit mir nach Everwood!“, empfehle heute nun auch ich Euch, liebe Freunde, und ich verspreche Euch, dass Ihr das nicht bereuen werdet. Über den Inhalt dieser berührenden Dramaserie will ich Euch freilich nur „das Nötigste“ verraten, sonst hättet Ihr nämlich viel weniger von meiner Empfehlung. Lernt einfach durch eigenes Betrachten die bezaubernden Charaktere des Rocky-Mountains-Städtchens Everwood kennen, es sind glaubwürdige und tiefgründige Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen, Problemen, Erfolgen und Gefährdungen!
In der Pilotfolge verabschiedet sich morgens in Manhattan die liebevolle Ehefrau des weltberühmten und vielbeschäftigten Gehirnchirurgen Dr. Andy Brown von ihren beiden Kindern, dem 15-jährigen musischen Ephram und der neunjährigen Delia. Sie freut sich schon darauf, am Abend ein Klavierkonzert ihres Sohnes zu besuchen. Niemals hätte Euer Bryan erahnt, was dann passiert: Auf der Fahrt zu diesem Konzert verunglückt die Mutter tödlich. Und jetzt sind wir mittendrin im Geschehen: Der wohlhabende, aber verzweifelte Vater zieht mit beiden Kindern aus dem lärmenden New York ins verschlafene Nest Everwood, einem alten Wunsch seiner geliebten, aber arg vernachlässigten Frau folgend. Diesem Andy Brown sehen wir nun beim ungewöhnlichen Neuaufbau und der Sicherung seiner beruflichen Existenz zu. Wir begleiten ihn bei seinen zahlreichen Versuchen, für Ephram und Delia endlich ein besserer Vater zu sein, und natürlich auch bei seinen anderen „Beziehungsmaßnahmen“. Dies alles macht einen großen Teil von „Everwood“ aus. Die mitunter schwierige Entwicklung des „Jungen“ Ephram zum „Mann“ wiederum erinnert vermutlich den ein oder anderen von Euch an die eigene Vergangenheit.
Aber es gibt natürlich auch andere bedeutsame Menschen in Everwood – als Erstes ist da sicher der bisher einzige Arzt im Ort zu nennen, Dr. Harold Abbott. Auch er hat zwei Kinder, den ziemlich oberflächlich wirkenden 16-jährigen Bright(on) und die herzige 15-jährige Amy (also wohl das richtige Alter für …?). Nicht vergessen will ich Dr. Abbotts Ehefrau Rose, die Bürgermeisterin von Everwood, und seine in zweiter Ehe verheiratete Mutter Edna Abbott-Harper und ihren dunkelhäutigen Mann Irv. (Wer Euch als sympathischer und gedankenreicher Erzähler durch die Serie führt, schreibe ich hier allerdings nicht, die endgültige und wunderschöne Auflösung gibt es erst in der dritten Staffel.) Erwähnenswert wären zudem viele weitere Menschen, zum Beispiel Amys schwer verunglückten Freund Colin, Dr. Abbotts Schwester Linda, Delias Babysitterin Madison und Nina, die freundliche Nachbarin der Browns … Lasst mich einfach mal aus den DVD-Begleittexten zitieren: „Vertrauen wird missbraucht, Lebensläufe wechseln radikal die Richtung, und das Band der Liebe – ob romantisch oder zwischen Vater und Sohn – muss manche Zerreißprobe bestehen. … Mitreißend, oft sehr komisch und immer von erfrischender Herzenswärme … zwischen Lachen und Weinen geht es immer um Freundschaft und Liebe.“ Gedreht wurde „Everwood“ übrigens in und um die Stadt Ogden im US-Bundesstaat Utah, anders als geplant entstand nur der Pilotfilm in Kanada.
Ja, „Everwood“ ist mit Sicherheit eine der schönsten Fernsehserien, die der Papi und wir Teddybären je gesehen haben! Und glaubt mir bitte, wir kennen uns da ganz gut aus – auch wenn ich bisher nur über „Smallville“ ausführlicher geschrieben habe. An „Everwood“ stimmt aus unserer Sicht einfach alles, es gibt höchstens ein paar Teddys zu wenig …
Die Idee zu dieser grandiosen TV-Serie hatte der am 24. Mai 1972 im US-Bundesstaat New York geborene Drehbuchautor, TV-/Filmproduzent und Regisseur Greg Berlanti (welch klangvoller Name, Ihr ahnt hoffentlich, was ich meine!). Von dem habt Ihr vielleicht sogar durch die TV-Serie „Brothers & Sisters“ (Produktion; 2006 bis 2011) oder die Komödie „Der Club der gebrochenen Herzen“ (Drehbuch und Regie; 2000) schon etwas gehört. Greg Berlanti wuchs als Sohn italienischer Einwanderer in einem „von weißen angelsächsischen Protestanten“ (Zitat Berlanti) geprägten Wohnviertel auf und studierte später an der Universität Illinois Theaterwissenschaften. Ein mich immer wieder zum Nachdenken anregender Satz beendet seinen noch kleinen Eintrag im Online-Nachschlagewerk Wikipedia: „Greg Berlanti steht heute offen zu seiner Homosexualität.“
Das Anschauen von „Everwood“ lohnt allein schon wegen der ausdrucksstarken Musik von Blake Neely, einem 1969 in Paris, Texas (!) geborenen Komponisten, Dirigenten und Autor. Blake Neely und Greg Berlanti arbeiteten übrigens schon häufiger zusammen. Doch leider und trotz eines herrlich melancholischen Titelthemas blieb das Juwel „Everwood“ bei der Erstausstrahlung im deutschsprachigen Raum (ab 2005 in ORF 1 und auf SF2 bzw. im deutschen Privatsender VOX) von den Zuschauern ziemlich unbemerkt. Ob es nach meinem Beitrag mit dieser sträflichen Missachtung endlich vorbei sein wird?
Ich will Euch nun gerne und kurz ein paar der fantastischen Schauspieler und ihre allesamt nicht minder begeisternden deutschen Synchronstimmen nennen. Lieben Dank an den Papi für seine Hilfe bei der Zusammenstellung! Den Gehirn- und Neurochirurgen Dr. Andrew „Andy“ Brown stellt der am 1. Dezember 1951 im US-Bundesstaat Connecticut geborene Schauspieler und Kinderbuchautor (!) Treat Williams dar. Bekanntheit erlangte er als Hippie namens „Berger“ in Miloš Formans Musical-Film „Hair“ aus dem Jahr 1979. Der vielbeschäftigte Schauspieler ist seit 1988 verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Park City, Utah. Die deutsche Stimme von Treat Williams spricht Stefan Gossler.
Dr. Browns musisch äußerst begabten und nachdenklichen Sohn Ephram spielt der wandlungsfähige Gregory Smith (siehe Foto weiter unten). Der am 6. Juli 1983 in Toronto geborene kanadisch-amerikanische Schauspieler wuchs als das älteste von vier Kindern eines Filmproduzenten auf. Nach einer auf www.serienjunkies.de gefundenen Information trennten sich seine Eltern, als er zwölf Jahre alt war. Bereits mit 14 Monaten (!) stand Gregory erstmals vor der Kamera – für eine Waschmittelwerbung. Mit sieben Jahren erhielt er 1991 seine erste Gastrolle in einer TV-Serie, mit 15 Jahren wirkte er erstmals in einem Spielfilm mit. Die erste große Leinwandrolle spielte Gregory Smith als 17-Jähriger an der Seite Mel Gibsons in Roland Emmerichs Kriegsepos „Der Patriot“. Mit seiner Hauptrolle in „Everwood“ wurde er in den USA zum Teenager-Idol. Sehr ungewöhnlich: Der damals bereits 19-jährige Gregory spielt zu Serienbeginn den erst 15-jährigen Ephram – und zwar absolut glaubwürdig! Sein deutscher Synchronsprecher heißt David Turba. Ephrams aufgeweckte (aufgeweckt heißt nicht frech!) und zum Serienstart neunjährige Schwester Delia wird von Vivien Cardone (deutsche Stimme: Chantal Preißler) verkörpert.
Den „Gegenspieler“ von Dr. Andy Brown mimt der am 9. März 1959 in Richmond, Illinois geborene US-amerikanische Schauspieler Tom Amandes. Nach seinem Universitätsabschluss begann Amandes mit der Schauspielerei – vielleicht kennt Ihr ihn als Eliot Ness in der TV-Serie „Die Unbestechlichen“ (1993 bis 1994) oder aus den Spielfilmen „Tödliche Weihnachten“ (1996) und „Der beste Vater der Welt“ (1998). Inzwischen ist Tom Amandes in dritter Ehe mit der Schauspielerin Nancy Everhard verheiratet. Das in Los Angeles lebende Paar hat drei Kinder. Reinhard Kuhnert spricht den Dr. Harold Abbott auf Deutsch.
Dr. Abbotts nette Tochter Amy wird von der kanadischen Schauspielerin Emily VanCamp dargestellt. Sie ist am 12. Mai 1986 in Port Perry geboren und genau wie Gregory Smith mit drei Geschwistern aufgewachsen. Neben ihrer Muttersprache Französisch spricht sie fließend Englisch und Spanisch. Bevor sie in TV-Serien und Filmen erste kleinere Rollen spielte, hatte Emily eine Tanzschule besucht und war Mitglied einer Ballettgruppe geworden. Als ihr Entdecker darf „Everwood“-Produzent Greg Berlanti gelten! Es folgten viele weitere Rollen, so spielte sie in allen fünf Staffeln der Berlanti-Schöpfung „Brothers & Sisters“ mit und war 2010 im TV-Zweiteiler „Ben Hur“ die Verlobte des jungen adeligen Kaufmanns Judah Ben Hur. Die deutsche Synchronisierung von Emily VanCamp übernahm Magdalena Turba (aufgemerkt: also Davids Schwester, siehe oben).
Debra Mooney (geboren 1947 in Aberdeen, South Dakota) als Dr. Abbotts resolute Mutter Edna und John Beasley (geboren 1943 in Omaha, Nebraska) als ihr zweiter Ehemann Irv sind als Schauspieler eher „Spätberufene“: Debra Mooneys Filmkarriere begann erst 1979, und John Beasley, der zuvor viele Jahre lang bei der Union Pacific Railroad in Omaha gearbeitet hatte und heute dort ein Theater betreibt, gab sein Filmdebüt sogar erst 1990. Beide Darsteller wirkten jahrzehntelang in diversen Filmen und TV-Serien mit, aber jeder von ihnen hatte seine bekannteste Rolle in „Everwood“. Hier sind Evelyn Meyka und Horst Lampe ihre deutschen Stimmen.
Eigens erwähnen will ich hier auch die kanadische Schauspielerin Merrilyn Gann (geboren 1963 in Vancouver) und ihre Rolle als Dr. Abbotts Ehefrau. Denn während der Synchronarbeiten musste Rose Abbotts wunderbare deutsche Stimme vermutlich krankheitsbedingt zwischendurch pausieren: Die am 2. September 1943 in Berlin geborene Schauspielerin, Hörspiel- und Synchronsprecherin Evelyn Maron, unter anderem die deutsche „Standardstimme“ für Kim Basinger und Andie MacDowell sowie oft für Ornella Muti und Greta Scacchi im Einsatz, starb am 16. Juli 2007 nach langem Leiden. Als uns Teddybären die geänderte Stimme auffiel, brachte der Papi schnell den traurigen Grund hierfür in Erfahrung.
Zum Schluss noch dies: „Hohes Niveau dank starker Darsteller und sensibler Erzählweise“ bescheinigte die Fernsehzeitschrift TV Spielfilm der Serie. Und auch die amazon-Rezensenten zeigten sich nach dem DVD-Kauf durchweg einig: „Jeder, der … auf tiefe Emotionen, intelligente Inhalte und glaubwürdige Probleme statt billiger Effekthascherei und nackte Haut setzt, findet wie die Browns für vier Jahre sein neues Zuhause in Everwood, Colorado“, „Die Dialoge sind sehr intelligent und vielschichtig geschrieben“, „… eine der feinfühligsten Familienserien, die jemals im deutschen Fernsehen zu sehen waren. Dabei bietet Everwood einen Mix aus Episodenstories und großen Spannungsbögen, die sehr wohl Tiefgang und Konfliktstoffe aufweisen, aber erfreulich klischeebefreit daherkommen. Das Resultat ist fesselnd und berührend und durchaus auch amüsant. Fazit: Allerhöchste Suchtgefahr!“ Dem ist nun wirklich nichts hinzuzufügen. Kommt endlich selbst nach Everwood!