Bryans Liedertruhe (VI): „Der Wind bringt dir mein Lied“
„Hello, it’s me …“ Aber nein, ich bin nicht Adele, sondern nur „a Bärle“, wie ein lieber schwäbischer Freund sich gerne ausdrückt. Und in meinem heutigen Beitrag geht es um ein ganz anderes Sich-Erinnern.
Bitte schenkt mir daher ein paar Minuten Eurer Zeit. Wie sehr wünsche ich mir, dass Ihr das nicht bereut! Heute werdet Ihr in meiner Liedertruhe jedenfalls und anders als bisher nicht viel Liedtext finden … dafür aber gleich ZWEI hoffentlich lange funktionierende Links direkt zum Videokanal Youtube.
Für den ersten Link gilt: Bitte lasst Euch nicht von den anfänglichen Knackgeräuschen dieser recht alten Live-Aufnahme irritieren. Jene Geräusche stammen vom brennenden Kaminholz. (Ich bin zwar auch Feuer und Flamme für dieses Lied, mache aber keinen solchen Krach!) Konzentriert Euch einfach auf die wirklich lange, „alles vorbereitende“ Einleitung des Liedes, dargebracht auf einer wahrlich meisterhaft gespielten Klarinette! Irgendwann beginnt dann doch der „Hauptteil“ der Melodie. Nun harmonieren Klarinette, Akkordeon, Gitarre, Trompete und Kontrabass auf einmalige Weise miteinander. Und irgendjemand summt da … Hm, ich schwelge bereits im Takt, aber ich bitte Euch hiermit ausdrücklich darum, den besagten Link auch tatsächlich vor dem Weiterlesen anzuklicken. Hier ist der Link.
Na, wie hat Euch diese erste Version meines heutigen Liedes gefallen? Hat dieses Lied nicht eine aus dem Herzen kommende Melodie, die auch Euch im Innersten zärtlich berührt? Ganz bewusst schweige ich mich hier noch darüber aus, was den Namen des Komponisten angeht. Und ich gebe offen zu, dass mir dessen auf der ganzen Welt bekannter Musikstil (anders als etwa der von Ernst Mosch) im Allgemeinen gar nicht sonderlich zu Gemüte geht. Aber jenes eine Lied mit dem wundersamen Titel „Der Wind bringt dir mein Lied“! …
In diesen Tagen ist es genau zwanzig Jahre her, dass unser lieber Freund Johannes viel zu früh Abschied von seiner Mutter nehmen musste. Diese großartige und liebevolle Frau ist dem Papi eine lebenslange Lehrerin und Freundin gewesen. Und genau deswegen widmen der Papi und ich dem Johannes und seiner Mutter heute diesen speziellen Eintrag. Möge der ewige Wind ihr unsere Lieder und uns ihr Lied bringen! Verzeiht, liebe Freunde, wenn ich heute etwas wehmütig bin. Gleich gibt es ehrlich gesagt sogar noch einen Grund mehr dafür. Denn ich komme zu meinem angekündigten zweiten Link:
Etwa im Jahr 2008 schenkte der Komponist meiner heutigen Melodie sein „weltberühmtes“ altes Akkordeon (Kenner wissen es: eine Hohner Morino VM) seinem Enkelsohn. Er war mit den Jahren doch ziemlich alt geworden, hatte sich bereits Anfang der 1990er Jahre aus dem „aktiven“ Musikgeschäft zurückgezogen und trat nur noch relativ selten auf. Und rund sieben Jahre später, im Juli 2015, war auf dem Friedhof eines kleinen Dorfes in Slowenien dann die Zeit für das letzte Geleit gekommen. Mit 85 Jahren war eine Legende verstorben. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass sich „damals“ Hunderte von Menschen vor der kleinen Friedhofskapelle versammelt hatten, um bei der Trauerfeier dabei zu sein. Und eine kleine Melodie durfte auch nicht fehlen. Vor den Gästen und dem Grab greift also ein junger Musikant zur Klarinette, ein anderer setzt die Trompete an, und Sašo, der erwähnte Enkel, spielt für seinen berühmten Opa auf einem alten Akkordeon … Aus diesem Grund ist es für mich nun Zeit zu schweigen und Zeit für den zweiten Link. Wer so verabschiedet wird, wird nie verschwunden und niemals vergessen sein. Genau wie Johannes’ Mutter. Gehabt Euch wohl.
PS 1: Nanu, nun hat sogar mein Prinzchen feuchte Augen bekommen. Ich will Euch freilich nun auch hier den Komponisten nennen. Es handelt sich (natürlich!) um Slavko Avsenik (November 1929 bis Juli 2015), den vermutlich doch einige von Euch als den Gründer und Akkordeonisten der „Original Oberkrainer“ bzw. als „Urvater“ des typischen Oberkrainer Sounds kennen. Seine hier vorgestellte Melodie „Der Wind bringt dir mein Lied“ („Veter nosi pesem mojo“) stammt aus dem Jahr 1968 und entstand wie viele von Slavkos Werken in enger Zusammenarbeit mit seinem älteren Bruder, dem Komponisten und Klarinettisten Vilko Ovsenik (geboren im November 1928). In der ersten verlinkten Aufnahme spielt Slavko das Akkordeon (wohl genau jenes …), die Klarinette bläst Albin Rudan (Juli 1933 bis Januar 2009), die „im Vordergrund summende Frau“ heißt Jožica Svete (geboren im November 1942). – Mit seiner 2009 gegründeten Gruppe „Sašo Avsenik und seine Oberkrainer“ („Ansambel Saša Avsenika“) setzt Slavkos Enkelsohn Sašo (gesprochen wird das „Sascho“) die musikalische Tradition seines Großvaters fort.
PS 2: Ich weiß, es gibt bild- und tontechnisch weit bessere als die beiden von mir oben verlinkten Aufnahmen, zum Beispiel diese kurze hier oder auch jene lange mit einem fantastischen Männerchor. Aber: Perfektion ist – weiß Gott – nicht alles!