Meine Freunde Worte im Wind

Im Lichterglanz der Kerzen

Liebe Freunde, schon ist es wieder so weit: Das alte Jahr neigt sich dem Ende zu, ein neues steht vor der Tür. Dieses Mal scheint mir die Zeit besonders schnell vergangen zu sein. Aber das sage ich genau wie Ihr wohl jedes Jahr, nicht wahr? Der Duft von Tannen sitzt in meinem Fell, weihnachtliches Räucherwerk umschmeichelt uns in der gemütlichen Bärenrunde, stimmungsvolle Kerzen bringen Licht ins Dunkel – und der Vorhang links beginnt auch gleich zu brennen, wenn der Papi nicht aufpasst.

Ein heller Blitz, und die Weihnachtsengel
schauen dieses Jahr ziemlich bärig aus der Wäsche.

Grad habe ich noch mal „Meine kleinen Weihnachtsworte“ aus dem letzten Jahr durchgesehen. Verdammt, es hat sich praktisch nichts geändert: Immer noch lassen Menschen andere Menschen verhungern, gibt es kriegerische und uneinsichtige Menschen voller Gier, stehen fremde Heere am Hindukusch. Ich will mich aber keinesfalls mit Gewalt in eine Depression oder gar in Hassgefühle hineinsteigern – sonst heißt es am Ende noch „Bryan, der Wutbär“.

Doch gar nicht apropos Afghanistan: Vorhin habe ich gelesen, dass die damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland für ihre letztjährige Neujahrspredigt ausgezeichnet worden ist. Margot Käßmann hat laut dem Rhetorikseminar der Universität Tübingen die „Beste Rede des Jahres 2010“ gehalten. Im „Gewand der Predigt“ sei es ihr gelungen, eine „unbequeme politische Rede zu halten, die bundesweit Wellen geschlagen hat“, heißt es im Lobgesang der Tübinger. Die Frau Käßmann hatte ja tatsächlich vor allem mit dem Satz „Nichts ist gut in Afghanistan“ eine breite Debatte über den Einsatz Eurer Bundeswehr im fremden Land ausgelöst. Aber mit Verlaub, mein Freund Serafino war mit seiner Bemerkung „Nichts als Pfusch am Hindukusch!“ lange vor Margot Käßmann auf ähnlichen Gedankenpfaden gewandert. Freilich hat Serafino seinerzeit niemanden geschlagen, nicht mal eine einzige Welle. Grundsätzlich ist es wohl genau so, wie der indische Politiker Jawaharlal Nehru (1889 bis 1964) dereinst gesagt hat: „Die Vernunft spricht leise, deshalb wird sie so oft nicht gehört.“

Möglichst wenig Politik, heißt einer der Glaubenssätze von hallohierbryan.de. Aber manchmal brüllt jemand dermaßen gesellschaftsfeindlich in der Gegend herum, dass sogar ein kleiner Teddy darauf reagieren sollte. Dieses Jahr wäre es beinahe passiert: Unter dem Arbeitstitel „Dem RoKo geb’ ich nie das Pfötchen“ wollte ich loslegen und einem Eurer Ministerpräsidenten die Leviten lesen. Prompt kündigte der seinen Rückzug aus der Politik an! Und nur wenige Tage später lag laut Presseberichten plötzlich eine Bombendrohung gegen den Abschiednehmer vor. „Grotesk, der Mann ist doch selbst eine“, raunzte da mein geliebter Lebensbär Prinzchen. Und Serafino, wie wohl alle Teddybären auf dieser Welt selbstverständlich gegen Gewalt, schlug in dieselbe Kerbe: „Der ist nicht nur eine Bombe, sondern auch ein Blindgänger.“ Wie dem auch sei, der Papi sagt immer, dass sich die Menschen vor Bomben und vor Blindgängern in Acht nehmen müssten. Und dass sich solche Bomben doch in Wahlen entschärfen ließen … Hilfe, auf die zahlreichen oder gar zahllosen weiteren Zeichen für politische Dummheit und menschliche Gehässigkeit kann und will ich in meiner „Weihnachtsansprache“ wirklich nicht eingehen.

Einen Moment lang hatte der Weihnachtsmann nicht aufgepasst – und zack. Jetzt ist es Härtzi IV
so richtig warm ums Herz!

Was für eine Schande. Übers Jahr ziemlich in Vergessenheit geraten ist seltsamerweise der jahrzehntelange sexuelle Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch meist katholische Geistliche und sonstige sogenannte Erzieher. Unter dem Titel „Das Böse nebenan – im Kloster“ wollte ich längst mal zu diesem Horror Stellung bezogen haben. Aber es blieb mir einfach die Spucke weg. Wie viele traurige Geschichten könnten Euch die Teddybären erzählen, die von den vielen missbrauchten Kindern dieser Welt tränenfeucht des Nachts in den Arm genommen worden sind? Von denjenigen Kindern, die gerade von ihrem Pfarrer gekommen waren und die dort – „beim Stoßgebet dran glauben mussten“ (ich verwende hier bewusst Serafinos flapsig-sarkastische Formulierung)! Hat Eure katholische Kirche denn überhaupt schon begriffen, was ihr da „widerfahren“ ist und wie viel Autorität sie (gottlob!) verloren hat? Und übrigens, einen jähzornigen und cholerischen Chef hätten wir bei den Regensburger Dombären sofort zum Teufel gejagt! Bei solchen Gedanken ist meine Weihnachtsstimmung natürlich in größter Gefahr – doch genau im richtigen Moment legt mir der Papi ein Zimtsternchen hin, lieben Dank!

Schlussgedanken. Alles hat seine Zeit: sich begegnen und verstehen, sich halten und lieben, sich loslassen und erinnern (dies ein schöner Spruch aus unserer Bärenbibel). Doch lasst Euch bloß niemals unterkriegen! Euer Bryan jedenfalls grüßt unbeirrt auch weiterhin jeden Tag die göttliche Sonne, den wunderbaren Mond, die gute Welt, alle lieben Teddybären und alle netten Menschen! Denen wünsche ich Liebe, Zufriedenheit, das Gelingen lang gehegter Pläne, Freunde, Frieden, Harmonie und Optimismus. Und wie immer der wichtigste Wunsch für Euch bärsönlich: Gesundheit. Erlaubt mir genau an dieser Stelle einen ganz speziellen Wunsch: Ich wünsche dem Samuel – und das meine ich absolut wörtlich –, dass er schon bald einen kleinen Teddy ganz fest in die Arme schließen kann. Herzerwärmende Weihnachtstage und ein wunderbares neues Jahr wünscht Euch Euer Bryan, natürlich auch im Namen meiner Bärenfreunde und dem Papi. Im Lichterglanz der Weihnachtskerzen, grüß’ ich Euch von ganzem Herzen!