Meine Freunde Worte im Wind

Herzliche Grüße zur Weihnachtszeit

Auch unser Freund Schenki (Foto) freut
sich, denn es ist wieder so weit …

Sehr bald ist wieder Weihnachten. Wieder, und wieder viel schneller als gedacht, war Anfang Dezember die Zeit gekommen, in der alle Tierheime des Landes Euch Menschen dringend darum baten, keine Haustiere zu verschenken, sondern allenfalls Stoff- oder Plüschtiere. Diesem Aufruf hätte ich mich seinerzeit sofort anschließen sollen! Aber nicht nur um Eure Haustiere mache ich mir am Jahresende Gedanken, sondern auch um ein golden blitzendes Tierchen. Das wird einmal im Jahr verliehen, angeblich an „Menschen mit Visionen und Kreativität, die das deutsche Publikum … besonders berührt und begeistert haben“. Ihr wisst natürlich, ich meine den Bambi. Aber Bambi hat schon seit November schweres Kopfweh: Wohl allein des schnöden Presserummels wegen wurde der Bambi (laut Duden ein Filmpreis!) für die sogenannte Integration verliehen – an jemanden, vor dem sogar die meisten Teddybären Angst haben. Ich hätte nie gedacht, dass ich Euren Volkssänger Heino mal lobend erwähnen werde, der daraufhin seinen ihm 1990 verliehenen Bambi öffentlichkeitswirksam zurückgab. „Respekt!“, sage ich, „Chapeau!“, der Papi.

Liebe Freunde, Ihr merkt sicher auch, dass die Zeit der Besinnung durchaus ihre tragischen Seiten hat. Wenn Ihr etwa an die prominenten und privaten Verstorbenen des Jahres denkt. Oder wenn Ihr Euch meine bisherigen „Weihnachtsansprachen“ durchseht, also „Meine kleinen Weihnachtsworte“ im Dezember 2009 und „Im Lichterglanz der Kerzen“ vom letzten Jahr. Dann geht es Euch vielleicht genau wie mir: Jeglicher Zweifel an der menschlichen Vernunft ist nicht nur erlaubt, sondern geboten, ja zwingend. Oh, der Papi plündert grad sehr passend den vorweihnachtlichen Videotext von ARD und ZDF. In jeweils zwei praktisch identischen Meldungen werden zwei hervorragende Schauspieler zitiert. Der inzwischen 52-jährige Rupert Everett schaut demnach genau wie ich wenig hoffnungsvoll in die Zukunft des Menschen. Der Badischen Zeitung sagte er, mit dem Anbruch eines neuen (ARD: anderen) Zeitalters werde auch der Kapitalismus enden. Der Rupert wörtlich: „Die Menschheit verdummt zusehends, und was kommen mag, weiß keiner. Aber bis es so weit ist, sollten wir umso bewusster leben.“ Außerdem meinte der Brite: „Ich denke, dass wir mit Sex bald ganz durch sind. Wahrscheinlich erleben wir gerade das letzte Aufbegehren.“ (Das Wort Sex werdet Ihr vermutlich weder in der Weihnachtsansprache Eures Bundespräsidenten noch in der Neujahrsansprache Eurer Bundeskanzlerin hören. Die sind eben schon weiter; und speziell der Erstgenannte denkt bei „letztem Aufbegehren“ eventuell eher an einen verspielten Kredit.)

Der 34-jährige österreichische Schauspieler und Musiker Maximilian Romedio Johann-Ernst Thun-Hohenstein (adelsgeschichtlich viel schöner: Graf von Thun und Hohenstein) wiederum, den Ihr hoffentlich als fantastischen Max von Thun im Kopf präsent habt, ist in besonderer Weise vom heutigen Adelsleben irritiert. Dem Spruch „Adel verpflichtet“ setzte er in der Gala ein entschiedenes „Menschsein verpflichtet, anständig zu sein“ entgegen. Da nicken wir in der gemütvollen Bärenrunde jetzt alle herzlich zustimmend – ich sehe das trotz der Räucherstäbchen-Rauchschwaden im trauten Kerzenschein ganz genau! Und der Papi stibitzt derweilen mal wieder ein Plätzchen …

Die menschliche Überheblichkeit (der Papi spricht sogar von Hybris!) eindrucksvoll unter Beweis stellte Anfang Februar wohl ungewollt folgende Meldung im ARD-Videotext: „Die Sonne tat im Januar ihre Schuldigkeit nicht: Sie schien im Schnitt nur 37 Stunden lang (Durchschnitt: 44 Stunden).“ Was um Himmels willen schuldet uns die göttliche Sonne? Und muss Euch ein kleiner Teddybär sagen, dass sie immer scheint, Ihr das nur nicht immer sehen könnt?

Mit einer Ausnahme gilt auch in diesem Jahr: Zum Zustand Eurer politischen Parteien äußere ich mich lieber nicht. Aber nachdem ich Anfang Dezember im ZDF-Videotext gelesen hatte, dass der FDP-Vorsitzende der festen Überzeugung sei, seine Partei „werde geschlossen in das Jahr 2012 gehen“ – also da habe ich den Papi schon stark zweifelnd gefragt: „Meine Güte, kann es ihm denn wirklich gelingen, diese Partei bereits bis zum 31. Dezember zu schließen?“ Der Papi antwortete zögernd: „Du zweifelst zu Recht, denn das wäre mal echte Führungsstärke …“

… Weihnachten im Kreise der Lieben und der Schneekugel!

Der Rest ist Schweigen, weil das Übliche längst gesagt wurde, wie zum Beispiel zu Afghanistan: Für den letzten Tusch am Hindukusch dürfen Eure Militärkapellen also noch lange üben! Unermüdlich und unverzagt im Einsatz gegen den Krieg unterwegs ist ja Eure ehemalige Bischöfin Margot Käßmann – die „Nähmaschine Gottes“, wie Arno Frank jüngst auf SPIEGEL ONLINE spottete. Wegen unserer Sympathie für diese engagierte Christin fanden der Papi und ich diese Beschreibung … einfach köstlich: Wir beide lieben nämlich Nähmaschinen, nicht nur Nähkästchen!

Eine neue Freundin hat uns einen großen christlich geprägten Adventskalender geschenkt (den kaloriengeprägten Bärenkalender mit den Pralinen hat der Papi bald durch). Mal ehrlich, das ist weiß Gott (!) nicht unsere Welt. Dennoch zitiere ich an dieser Stelle gerne das nachdenkliche Gebet eines unbekannten Verfassers. Es hat auch dem Papi gut gefallen, vielleicht wegen der Schokolade: „Lieber Gott, bis jetzt geht’s mir gut. Ich habe noch nicht getratscht, die Beherrschung verloren, war noch nicht muffelig, gehässig, egoistisch oder zügellos. Ich habe noch nicht gejammert, geklagt, geflucht oder Schokolade gegessen. Die Kreditkarte habe ich auch noch nicht belastet. Aber in etwa einer Minute werde ich aus dem Bett klettern und dann brauche ich wirklich deine Hilfe …“

Auch meine letzte Videotext-Weihnachts-Meldung fanden der Papi und ich fürs Herz geschrieben: „Junior, ein 7-jähriger Labrador aus dem hohen Norden Japans, ist zum Helden seiner Heimat geworden. Der Hund hatte sein 81-jähriges Herrchen und dessen 3-jährige Enkelin in einem umgestürzten Auto vor dem Erfrieren bewahrt und erhielt dafür nun einen Orden seiner Heimatstadt Naie auf der Insel Hokkaido. Der Hund hatte sich nach einem Autounfall die ganze Nacht bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt mit seinem wärmenden Fell an das kleine Mädchen geschmiegt.“ Wir in der Bärenrunde waren ganz gerührt, nur unser Freund Serafino kommentierte warmschnäuzig: „Natürlich dürfen die Japaner mit diesem intelligenten Labrador nun schmusen und ihm das Fell kraulen, so lange wie er will. Aber Junior hat sich garantiert nur gedacht: ‚Was soll ich bei dem blöden Wetter draußen in der Saukälte? Da wärme ich mich doch lieber an der frechen Göre auf!‘“

Liebe Freunde, nun feiert ein fröhliches und friedvolles Weihnachtsfest. Lasst mich Euch auch gleich ein gesundes, gutes und glückliches neues Jahr wünschen, kurz: ein bärenstarkes. Und denkt „trotz allem“ positiv. Ich weiß es nämlich genau: Jeder Einzelne von Euch kann die Welt schöner machen!