Meine Freunde Worte im Wind

Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr

Viel zu schnell ist auch dieses Jahr wieder vergangen, finde ich. Liebe Freunde, ich wünsche Euch wie immer aus vollem Bärenherzen ein wunderschönes und frohes Weihnachtsfest, möglichst im Kreise Eurer Lieben. Möge sich für alle von Euch den kommenden letzten Dezembertagen ein friedliches, glückliches und gesundes neues Jahr anschließen!

Wie immer warten Prinzchen und ich gespannt auf das Christkind!

Gestern Abend bin ich vermutlich wegen des vorweihnachtlichen Stresses ausnahmsweise mal ziemlich früh eingeschlafen. Da träumte mir dann plötzlich, ich würde vor einer fremden Schar meist purpurfarbener Teddybären eine süffige kleine Weihnachtsansprache halten. Ich muss dabei freilich ziemlich angefressen gewesen sein, denn entgegen meiner sonstigen Gewohnheit verkniff ich mir jegliche Zurückhaltung und sprach Klartext: „Es ist eine Krankheit, sich unsterblich, immun oder unersetzbar zu fühlen: Eine Bärenrunde, die sich nicht selbst kritisiert, die sich nicht selbst erneuert, die nicht versucht, sich selbst zu verbessern, ist ein kranker Körper. Eine andere Krankheit ist es, spirituell und geistig abzustumpfen: Es ist gefährlich, diese bärige Empfindsamkeit zu verlieren, die einen mit denen weinen lässt, die weinen, und mit denen feiern lässt, die fröhlich sind.“ Okay, danach geriet ich wohl erst so richtig in Fahrt. Ich las die Leviten, sprach von Exhibitionismus, Ausschweifungen, Machtstreben und von „spirituellem Alzheimer, den wir in den Bären sehen, die völlig auf ihr Hier und Jetzt, ihre Leidenschaften, Launen und Manien angewiesen sind; und auch in jenen Bären, die Mauern um sich bauen und sich von Götzen versklaven lassen, die sie mit ihren eigenen Händen erschaffen haben. Herrgott, und eine weitere Krankheit ist es, sich in Rivalitäten zu verlieren und zu prahlen: Wenn also das eigene Aussehen, die Farbe der Gewänder oder irgendwelche Bärentitel zu den wichtigsten Zielen im Leben werden.“

Ach, es war ja wirklich nur ein seltsamer und langer vorweihnachtlicher Traum. Ich prangerte darin zum Beispiel noch „das Leiden an existenzieller Schizophrenie“ an, also „die Krankheit jener Bären, die als Resultat ihrer Scheinheiligkeit ein Doppelleben führen“. Und ich verdammte den „Terror des Geschwätzes, das ist die Krankheit von Feiglingen, die nicht den Mut haben, direkt zu sprechen, sondern nur hinter dem Rücken von irgendwelchen anderen Bären“. Zwischendurch fand ich in meiner Ansprache durchaus auch etwas mildere Worte. Doch ich verurteilte deutlich die krankhafte Verehrung von Vorgesetzten im Allgemeinen und die Gleichgültigkeit gegenüber anderen Bären im Besonderen, wenn man also „aus Neid oder Heimtücke Freude daran findet, andere fallen zu sehen, statt ihnen aufzuhelfen und sie zu ermutigen“. Dann wandte ich mich vor dieser purpurnen „Bärenbagage“ noch entschieden gegen das Immer-mehr-Wollen und verdammte zudem das Streben nach weltlichen Profiten genauso wie die Prahlerei. Besonders gut erinnere ich mich noch an meine Geißelung „der Bildung geschlossener Bärenkreise, die stärker sein wollen als die große Bärengemeinschaft. Diese Krankheit“, so erklärte ich in meinem Traum, „beginnt immer mit guten Absichten, aber mit der Zeit versklavt sie ihre Mitglieder, indem sie zu einem Krebsgeschwür wird, das die Harmonie des Körpers bedroht und so viel Schaden verursacht – Skandale – besonders gegenüber unseren jüngeren Bärenbrüdern.“ Und dann wünschte ich mir noch, alle diese bedrohlichen Krankheiten könnten schon im kommenden Jahr überwundene Vergangenheit sein. Hm, jeder Traum hat mal ein Ende …

Dieses Jahr hat Jason die Spitze unseres Weihnachtsbaums gekapert!

Tja, der geträumte Applaus für meine Rede klang verdammt gequält. Vermutlich deswegen wachte ich ziemlich enttäuscht auf und sah mir zusammen mit dem Papi noch die Spätnachrichten an. Sie berichteten über eine Weihnachtsansprache Eures Papstes Franziskus … Da glaubte ich tatsächlich, schon wieder zu träumen! Mein Freund Serafino sprach sofort von verknöcherten Strukturen und versteinerten Mienen, aber ich will mir ja nicht die festliche Weihnachtsstimmung vermiesen lassen. Ich genieße lieber jedes Jahr aufs Neue inmitten unserer Bärenrunde jenes ewige Schwanken zwischen fröhlich und besinnlich.

In diesen Tagen sehe ich im Fernsehen viele demonstrierende Menschen. Egal wer da für wen und gegen was auf die Straße geht: Ich bin genau wie der Papi fest davon überzeugt, dass Angst in jeder Form nur selten ein guter Ratgeber ist. Eine Furcht vor Überfremdung in unserem friedlichen Bärenvolk? Wird es garantiert nie geben, denn neue Teddys und auch eventuelle neue Plüsch-Esel, –Giraffen, –Igel, –Dromedare und –Affen bereichern uns höchstens und bedrohen uns in keiner Weise. Abgesehen davon, dass es sicher auch ziemlich nervige Teddys auf der Welt gibt …

Nun feiert schön und lasst Euch niemals unterkriegen! Wenn Euch das Wasser bis zum Hals steht, solltet Ihr nicht auch noch den Kopf hängen lassen. Oder um es mit Worten des Schriftstellers Arnold Krieger (1904 bis 1965) etwas festlicher zu sagen: „Uns allen ist es auferlegt, die feierlichen Gewänder der Resignation an den Nagel zu hängen und das zu tun, was der gute Geist unserer Zeit von uns fordert.“

Liebe Grüße, Euer Bryan