Bryan empfiehlt TV: TeddyVision

Zurückkommen ist ja so spannend: „The Returned“

Das hätte ich nicht unbedingt gedacht: Ich empfehle Euch hier und heute eine französische Fernsehserie! Ob sie Euch auch so atemlos macht wie mich? Ich bekam beim nächtlichen Anschauen ein bäriges Mitgefühl und Angstzustände, mich überkamen Gänsehaut, Grauen und Grusel – auch wenn sich die Hand, die sich so manches Mal urplötzlich von hinten in mein Fell schraubte, am Ende immer als die vom Papi herausstellte … Zwar umfasst die erste Staffel von „The Returned“ leider nur acht Folgen (von je 52 Minuten Länge), aber ich verspreche Euch: der Kauf der drei DVDs lohnt sich. Ab dem 4. Dezember wird es die Serie im (Weihnachts-)Handel geben.

Bärli proudly presents: die französische TV-Serie „The Returned“ mit Schauder-Garantie!

Zuerst will ich Euch gern erzählen, wie ich auf „The Returned“ aufmerksam geworden bin. Das war so: Den Papi hatte ein Bild in seiner Fernsehzeitschrift in den Bann gezogen. Darauf waren ein Bergsee, eine schöne junge Frau im Hochzeitskleid am Ufer und ein schnuckeliger junger Mann abgebildet. Jener Jüngling stellte das Spiegelbild der Frau dar und hielt ihr aus dem Wasser eine rote Rose entgegen. Aber warum das Foto lang und breit beschreiben – es ist genau das, was Ihr auf meinem ersten Bild hinter Bärli sehen könnt! Ja, und schon surften der Papi und ich im Internet – und vom Papi war bald nur noch ein „Das muss ich sehen!“ zu vernehmen. Ich verstand ihn sofort: Die Serie des Senders Canal+ war 2012 in der Region Rhône-Alpes, genauer gesagt rund um Annecy in den Départements Haute-Savoie und Savoie gedreht worden. Und eine beachtliche Rolle spielt in „The Returned“ die 1953 fertiggestellte Tignes-Talsperre, die mit ihrer 180 m hohen Bogenstaumauer die Isère zum Lac du Chevril aufstaut. Auf dem Weg vom und zum Col de l’Iseran (2.769 m) war der Papi dort schon mehrmals des Weges geradelt gekommen und hatte hinterher mir gegenüber von der Landschaft geschwärmt. Kurzum, die wundervolle Gegend war ausschlaggebend auch für meinen Wunsch, diese französische Serie anzuschauen.

Ihr Originaltitel klingt in meinen Ohren viel schöner: „Les Revenants“. Andererseits finde ich „The Returned“ ansprechender als „Die Rückkehrer“ oder „Die Zurückgekommenen“. Viele von Euch würden vermutlich und genau wie ich die Bezeichnung „Wiedergänger“ bevorzugen. Hierzu empfehle ich Euch den gleichnamigen Artikel aus dem Online-Nachschlagewerk Wikipedia. Der informiert über den deutschen, nordischen und slawischen Volksglauben in dieser Angelegenheit und nennt den Kern der viele Jahrtausende überdauernden menschlichen Vorstellung über die Wiedergänger: Verstorbene kehren – häufig als körperliche Erscheinung – in die Welt der Lebenden zurück und sind ihnen meist böse gesinnt. Mal wollen sich diese unheimlichen „Untoten“ – ich bitte ausdrücklich darum, das hässliche Wort „Zombies“ nicht zu verwenden! – für erlittenes Unrecht rächen, mal kehren sie zurück, weil ihre Seele wegen ihres Lebenswandels nicht erlöst wurde.

„Ich Bryan, du Victor: Kannst du mir denn das mit den Wiedergängern bitte mal etwas genauer erklären?“

Ja, liebe Freunde, ich wollte Euch ganz langsam an den Inhalt dieser Serie heranführen. Aber jetzt bringe ich es auf den Punkt: In „The Returned“ kommen ein paar zu verschiedenen Zeiten und aus unterschiedlichen Gründen verstorbene Menschen in ihr ehemaliges Lebensumfeld zurück! Dabei sehen sie im Allgemeinen ganz „normal“ aus, und sie sind überhaupt nicht gealtert – was etwa bei einer Zwillingsschwester logischerweise besonders auffällt. Dass die Rückkehrer meistens mächtigen Hunger haben und nur wenig Schlaf benötigen, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber.

Mit meiner Seh-Empfehlung bin ich dieses Mal ja relativ früh dran. Sicher haben nur ganz wenige von Euch die Serie seit November 2013 auf dem Video-Streaming-Portal Watchever gesehen. Die deutsche Synchronfassung von „The Returned“ wurde von der Berliner Firma Cinephon hergestellt, das Dialogbuch schrieb der Dialogregisseur Bernd Eichner. Die Serie wurde ab Ende Mai 2014 im Bezahlsender RTL Crime ausgestrahlt, der Papi und ich sahen sie erstmals bei ihrer Free-TV-Premiere im WDR ab Ende September (wie in Frankreich wurde sie dort in vier Doppelfolgen gesendet); zwischenzeitlich zeigt(e) auch Einsfestival die Serie. Und wie gesagt, ab dem 4. Dezember könnt Ihr „The Returned – Die Vergangenheit kehrt zurück“ auf DVD/Blu-ray kaufen. Unser Freund Serafino hätte das Ganze übrigens lieber „Das Comeback des Jahres“ genannt …

Ihr wisst, über die genauen Geschehnisse in so einer TV-Serie will ich Euch nur wenig sagen, denn das wäre echter Verrat! Hier also nur so viel: In der ersten Folge taucht ein bei einem Busunglück vor vier Jahren gestorbenes Mädchen an der Unfallstelle wieder auf. Ohne jede Erinnerung an ihren Tod marschiert Camille daraufhin nach Hause – und sorgt dort verständlicherweise für erhebliche Irritationen. Dabei bleibt sie weiß Gott nicht die Einzige, die aus dem Jenseits ins Diesseits zurückkehrt! „The Returned“ ist eine Adaption des 2004 erschienenen Kinofilms „Les Revenants“ des 1962 in Marokko geborenen Filmemachers Robin Campillo. Die Regie in der Serie führten der wahrscheinlich 1974 geborene Autor/Filmregisseur Fabrice Gobert und der 1969 auf die Welt gekommene Schweizer Filmemacher Frédéric Mermoud. Die hochgelobte Musik, also der Soundtrack für „The Returned“ stammt von der schottischen Post-Rock-Band Mogwai, die 1995 in Glasgow gegründet wurde. Diese Musik ist wegen ihrer Genialität auf jeden Fall eine Erwähnung wert!

Kommen wir nun zu noch vorwiegend unbeschriebenen Blättern … nein, große und bekannte Stars sucht Ihr in „The Returned“ vergebens. Das sind alles „unverbrauchte Gesichter“, keine Berühmtheiten, aber die meisten von ihnen vortreffliche, glaubwürdige Schauspieler. Dieses Mal – und anders als etwa bei „Prison Break“„Everwood“ oder „Smallville“ – erzähle ich also nur wenig über die (ziemlich vielen) Darsteller. Einer von ihnen ist ein kleiner Junge, Victor genannt, der von Swann Nambotin gespielt und hierzulande von Jonas Schmidt-Foß gesprochen wird. Victors Aura und seine Augen werdet Ihr so schnell nicht vergessen! Unser zweiter Serien-Liebling ist der sympathische Schauspieler Pierre Perrier. Er verkörpert Simon Delaitre, den vorhin bereits erwähnten Jüngling; seine deutsche Stimme verleiht ihm Fabian Oscar Wien. Dem am 9. August 1984 in Nogent-sur-Marne nördlich von Paris geborenen Pierre sagen wir in aller Bärenruhe eine geradezu sprudelnde Karriere voraus! PP macht sich (und andere) nicht nur in „The Returned“ gerne nackig, doch es gibt Schlimmeres … oh, these French! Die gleichfalls bereits genannte Camille wird von Yara Pilartz dargestellt (ihre Synchronstimme ist Kristina Tietz), Camilles Zwillingsschwester Lena verkörpert Jenna Thiam (Julia Kaufmann). Die Eltern der beiden werden von Anne Consigny und Frédéric Pierrot gespielt und von Sabine Falkenberg und Jörg Hengstler synchronisiert. Nur noch zwei Personen will ich ebenfalls nennen. Zum einen die junge Frau im Hochzeitskleid – es ist Simons frühere Verlobte Adèle, die von Clotilde Hesme gespielt und von Gundi Eberhard deutsch gesprochen wird. Und zum anderen die sicher ebenso nette, aber einsame Julie, die von Céline Sallette dargestellt wird (deutsche Stimme: Katharina Spiering). Alle anderen interessanten Rollen bleiben außen vor – ich möchte lieber dezent darauf hinweisen, dass der Wasserspiegel des Stausees auf unerklärliche Weise von Folge zu Folge sinkt! Außerdem wird es bei manchen Serienfiguren hin und wieder zu Hautveränderungen kommen …

Bärli findet den Pierre Perrier (er spielt den Simon) genauso knuffig wie ich. Wir mögen ja auch Rehe …

Komischerweise gilt „The Returned“ immer noch bei vielen als Geheimtipp – obwohl sich die Serie bereits in einigen Ländern als großer Überraschungserfolg erwiesen hat. Zahlreiche Medien veröffentlichten Besprechungen; Zeit Online nannte „The Returned“ „eine gespenstische Erzählung über Trauer und ihre Bewältigung“, Spiegel Online schrieb von „einer trügerischen, hinterhältigen und wunderbar melancholischen Serie“, die amerikanische Frauenzeitschrift Cosmopolitan wiederum urteilte: „gespenstisch, bewegend und absolut fesselnd“. 2013 gewann „The Returned“ unter anderem den International Emmy Award als beste Dramaserie. Auch die (augenblicklich noch sehr wenigen!) amazon-Rezensenten urteilen überwiegend positiv – hier einer für alle: „Die ruhige und dennoch bedrohliche Atmosphäre ist einfach großartig. Eine gelungene Mischung aus Drama und Mystery. … Super Schauspieler, traumhafte Kulisse, originelle Idee, sehr gutes Drehbuch, sehr gute Kamera.“ Was also wollt Ihr noch hören? Muss Euer Bryan denn ein weiteres Mal ansetzen und erneut die frohe Botschaft von einer furiosen, fesselnden, durchdachten, tiefgründigen, anspruchsvollen, aufwühlenden Mysteryserie mit ihrer so bedrohlichen und beängstigenden Atmosphäre verkünden? Okay, Ihr solltet gut aufpassen, um auch ja alles richtig mitzubekommen. Auch gibt es, ich will ausdrücklich darauf hinweisen, in „The Returned“ ein paar drastische Gewaltszenen (FSK 16). Und wer keine Cliffhanger mag – so wie angeblich die meisten Franzosen –, hat es recht schwer, zumal am Staffelende … Manch anderer Rezensent argwöhnt darüber hinaus, der Plot der Geschichte sei im Verlauf der Serie zunehmend ins Schlingern geraten. Aber wie oft hat mir der liebe Bärli, von der ersten bis zur achten Folge geschockt und nach Atem ringend, „Bryan, es brodelt in mir!“ zugerufen!

Von vielen Psychologen werden Teddybären als „Emotionsträger“ bezeichnet.
Kein Kommentar – aber Achtung, manchmal sind wir auch zu zweit im Einsatz!

Wie schon des Öfteren, haben die US-Amerikaner die europäische Serienidee übernommen: Zum einen produziert Carlton Cuse („Lost“, „Bates Motel“) gegenwärtig für den Kabelsender A&E unter demselben Titel (!) ein zehnteiliges, „echtes“ Remake. Es soll 2015 ausgestrahlt werden. Erstaunliche Ähnlichkeiten mit „The Returned“ weist eine andere, 2013 und 2014 in zwei Staffeln für den Sender ABC gedrehte Mysteryserie auf, die auf dem Debütroman „The Returned“ (!) von Jason Mott beruht: In „Resurrection“ bekommen es die Einwohner des Städtchens Arcadia, Missouri mit Wiedergängern zu tun. Ein achtjähriger Junge ist auch dabei … Der deutsche Sender VOX plant die Erstausstrahlung von „Resurrection – Die unheimliche Wiederkehr“ für Frühjahr 2015.

Interessehalber werde ich mir jene beiden Serien vermutlich anschauen. Aber ohne die Alpen, ohne Annecy, die Gemeinde Seynod, das Semnoz-Massiv und die Tignes-Staumauer wird mir sicher etwas fehlen. Es lebe das Original! Die beste Nachricht daher zum Schluss: Mit einiger Verspätung und voraussichtlich bis März 2015 wird momentan vor Ort tatsächlich die zweite Staffel von „The Returned“ gedreht! Ihre Handlung setzt sechs Monate nach dem Ende der ersten Staffel ein; ich bin so gespannt! Vielleicht halten ja manche von Euch die geheimnisvolle Welt der Wiedergänger für nicht nachvollziehbar und vollkommen unglaubwürdig. Das verzeihe ich im Fall des Falles sogar. Aber ich wette, dass das genau dieselben Leute sind, die es für unmöglich halten, dass einige Teddybären denken, sprechen und schreiben können!

Nachtrag: Das in „The Returned“ behandelte Thema, immerhin eine „Lieblingsfantasie“ Eures Kulturkreises, treibt auch mich seit Längerem um und ich frage mich, wie viele „Wiedergänger“ es wohl unter uns Teddybären gibt: Hat nicht schon so manches Elternpaar den verschwundenen, verlorenen, zerzausten Teddy seines Kindes klammheimlich durch einen möglichst identisch aussehenden neuen ersetzt? Eure Mythologie also in allen Ehren, aber so mancher Wiedergänger ist garantiert nicht böse und unheimlich, sondern frisch und rein wie der junge Tag!