Traubenfrisch geküsst mit Traubisoda!

und ich sitz hier ganz alleine!
„Traubisoda rot und weiß, alles andre ist nur Sch…!“ Okay, das ist jetzt etwas drastisch formuliert. Es ginge wohl eleganter: „Traubisoda rot und weiß, da küsst Du plötzlich doppelt heiß!“ Oder auch: „Traubisoda weiß und rot, vom Morgen- bis zum Abendrot“ und „Traubisoda ist für mich / ein Trinkvergnügen – meisterlich!“ Ein anderer Ansatz: „Ohne Traubisoda, da wirst Du schneller alt, drum trinke Traubisoda, am besten kellerkalt!“ Aber wie auch immer, seit der Papi dieses köstliche nichtalkoholische österreichische Erfrischungsgetränk für sich entdeckt hat, dürfte zumindest in Oberbayern der Umsatz von Coca-Cola merklich zurückgegangen sein. Es blubbert so nett im Glase, der Papi trinkt’s mit fröhlichem Gesicht – da wollte Euer Bryan etwas mehr über Traubisoda wissen.
Lorenz (genannt Lenz) Moser III. (1905 bis 1978), der Spross einer altehrwürdigen Winzerdynastie in Niederösterreich, hat mit seinen innovativen Ideen den Weinbau weltweit revolutioniert. Und er war es auch, der im Jahr 1930 Traubisoda erfunden hat. Und zwar laut wikipedia.de aus der Idee heraus, dass „es Menschen gibt, die zwar Weintrauben lieben, aber keine Weintrinker sind“. Na ja, und von Traubisoda ist wohl noch nie jemand betrunken geworden. Wobei nicht verschwiegen werden sollte, dass Traubisoda bis zum Jahr 1954 aus „konservatorischen“ Gründen einen leichten Alkoholgehalt aufwies!
Seine Hochblüte im wahrsten Sinne des Wortes hatte „Traubi“ in Österreich in den 1950er- und 1960er-Jahren. Die Marke Traubisoda wurde 1957 international eingetragen, gewinnreiche Lizenzverträge waren die Folge. 1967 brachte Traubisoda den Geschmack fruchtiger Trauben sogar in die traditionell alkoholfreie arabische Welt. Als österreichischer Konkurrent des Almdudlers (der ist seit 1957 im Handel) hatten die frisch gepressten, reifen Weintrauben, deren Konzentrat mit stark magnesiumhaltigem Quellwasser vermischt wurde, ihr treues Publikum. Doch Traubis wirtschaftlicher Niedergang kam aus mir unerfindlichen Gründen bereits Anfang der 1970er-Jahre. Da wurde Traubisoda zum ersten Mal verkauft, an den ungarischen Staatskonzern Badacsony in Balatonvilágos am Plattensee.
In seiner neuen Heimat war Traubisoda zwar „phasenweise sogar erfolgreicher als der US-amerikanische Exportschlager Coca-Cola“ (was für ein Wunder, liebe Wikipedia, besonders wohl vor 1989 …), in seinem Vaterland aber hatte es sich langsam ausgeperlt. 1986 musste Traubis damaliger Mutterkonzern Lenz Moser gar Insolvenz anmelden. Und es kam eine Zeit, in der Traubisoda für zehn oder gar zwölf Jahre (Euer Bryan kann schon rechnen, aber die Angaben sind unterschiedlich) aus den österreichischen Lebensmittelregalen verschwand!
In Ungarn erlebte Traubisoda wie gesagt zunächst herrliche Zeiten, gleich mehrere Staatsbetriebe produzierten mit dem aus Österreich angelieferten Aroma das so schmackhafte Traubenerfrischungsgetränk. Doch nach der von Euch Menschen so genannten Wende drängten Pepsi und Coca-Cola auf den ungarischen Markt. Sie fegten Traubisoda nicht keller-, sondern eiskalt aus den Regalen. Als der aus seinem amerikanischen Exil heimgekehrte Salamon Berkowitz 1992 die Markenrechte kaufte und aus dem privatisierten Staatsbetrieb die Firma Traubi Rt. geworden war, da war die Traubisoda-Produktion bereits auf ein Fünftel zurückgegangen.
Ich habe auch davon nichts mitbekommen, aber wohl Anfang der 1990er-Jahre kam in Europa eine Nostalgiewelle ins Rollen. Die österreichischen Verbraucher sehnten sich nach Traubisoda zurück – und sie bekamen es. Im Jahr 1994 übernahm der österreichische Weinproduzent Winzer Krems die Markenrechte, ab 1996 wurde Traubisoda aus Ungarn importiert, damals bereits in 0,5- und 1,5-Liter-PET-Flaschen. 1998 kaufte ein österreichischer Handelsmanager die Markenrechte für Österreich und ließ Traubisoda fortan in der Piestinger Brauerei abfüllen. Leider ist der Name Traubisoda über viele Jahre hinweg mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, undurchsichtigen Rechtslagen und mit erbitterten Streitigkeiten um die Markenrechte verbunden (der Name eines der Traubi-Importeure, nämlich der der Wiener Firma Warimpex, erscheint da irgendwie symptomatisch).
Ruhe im Karton scheint erst seit wenigen Jahren zu herrschen. Für Euch künftige Traubisoda-Feinschmecker ist vielleicht wichtig zu wissen, dass erstens, sich im Juni 2004 die 1830 erstmals registrierte und von den Fürsten Esterházy begründete Kobersdorfer Waldquelle im Burgenland die Markenrechte an und das Produktions-Know-how von Traubisoda gesichert hat. Wobei Euer Bryan schon anmerken will, dass dieser traditionsreiche Mineralwasserhersteller heute die Nummer zwei des österreichischen Mineralwassermarktes und eine Tochter der Carlsbader Mineralbrunnen AG ist. Dieser tschechische Konzern wiederum gehört der italienisch-schweizerischen Eigentümerfamilie Pasquale. Ihr Menschen seid eben globalisiert, aber Hauptsache, es schmeckt!
Und zweitens … auweia, hier stand in den ersten Monaten (genauer gesagt bis zum 7. Dezember 2010) völliger Unsinn: Euer Bryan war nämlich leider „auf das Internet“ reingefallen! Dort stand und steht an verschiedenen Stellen noch immer etwas von einer deutschen Traubisoda-Produktion an zwei Standorten in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Diese Informationen sind aber allesamt völlig veraltet und daher falsch! (Jene deutsche Produktion kam wohl zustande, weil ein Thüringer Geschäftsmann im Jahr 1999 von seinem ungarischen Geschäftspartner die Lizenz für Vertrieb und Herstellung von Traubisoda erworben hatte. Doch spätestens seit drei Jahren – so die telefonische Auskunft, die der Papi auf meinen Wunsch hin bei der Bad Suderoder Mineralbrunnen GmbH einholte – ist damit Schluss.) Eine freundliche Dame aus Wien hat den Papi per E-Mail auf meinen Fehler aufmerksam gemacht und so bitten wir zwei recht herzlich um Entschuldigung! Darauf jetzt schnell einen Schluck Traubisoda.

Prinzchen (l.) wieder, ganz traubenfrisch und toll!
Übrigens, je nach verwendetem Quellwasser unterscheidet sich natürlich der Geschmack, charakteristisch für Traubisoda ist aber sein vom Patent vorgeschriebener Magnesiumanteil von 66 mg/Liter. An dieser Stelle gleich noch ein paar Nährwertangaben zum Vergleich: 100 ml Coca-Cola haben einen Brennwert von 180 kJ (42 kcal) und enthalten 10,6 g Kohlenhydrate/Zucker. Die entsprechenden Werte für Traubisoda Klassik: 151 kJ (35,6 kcal), 8,6 g Kohlenhydrate (davon 8,5 g Zucker); für Traubisoda Rot lauten sie 155 kJ (36,5 kcal) und 8,7 g Kohlenhydrate/Zucker.
Apropos, ich sehe nur noch Traubi-Rot: Das erst im April 2010 neu bzw. (nach einem kurzen Intermezzo in den 1950er-Jahren) von der Kobersdorfer Waldquelle wieder eingeführte Traubisoda Rot wird sich nach Papis Einschätzung als phänomenaler Erfolg erweisen. Einfach unnachahmlich, wie die leckere steirische Isabella-Traube auf der Zunge prickelt: angenehm süßsauer, durstlöschend, spritzig. Sagt zumindest der Papi und sieht grad genauso aus. Deswegen sei Euch hiermit ein leicht gekühltes Traubisoda (wie gesagt: KELLERKALT) WÄRMSTENS empfohlen! Erzählt Eurem Lebensmittelhändler ruhig von einem kleinen Teddy, der Euch freundlich auf Traubisoda aufmerksam gemacht hat. – Bereits zehn bis 15 Prozent des Traubisoda-Absatzes der Waldquelle entfallen inzwischen auf Deutschland, mit steigender Tendenz. Doch auch heute verschwindet Traubisoda manchmal plötzlich aus den Regalen gewisser Lebensmittelläden. Und zwar immer dann, wenn der Papi davorstand …