Ordentlich zurücktreten – wie geht das?
Liebe Freunde, nein, nein, von ein paar Menschen wird in diesem Weblog niemals namentlich die Rede sein. Von unfähigen, demotivierenden, eingebildeten, drangsalierenden oder kurz: von optimierbaren Chefs beispielsweise. Aber wenn so ein hohes Tier wie der Wirtschaftsminister einer der führenden Industrienationen dieser Erde ausgerechnet in einer der fürchterlichsten Konjunkturkrisen dieser Welt seinen Rücktritt anbietet, dann wird Euer Bryan ganz rappelig.
Und ausgerechnet in dieser brenzligen Situation läuft mir dann letzten Samstag mein Freund Serafino über den Weg und zitiert lauthals aus Schillers Drama Die Räuber: Wenn noch ein Fünkchen Verstand in diesem Gehirne glostet … So ein Gscheidhaferl (auf Deutsch: Besserwisser, auf Englisch: back-seat driver)!
Bis aus dem besagten Rücktrittsangebot ein ordentliches Zurücktreten wurde, hat es dann ein paar Tage gedauert. Als ich heute mit Bärli und Serafino zusammensaß, lasen wir gemeinsam Zeitung. In der stand, der Minister fühle sich verkannt, schikaniert und ausgegrenzt. Die Zeitung zitierte ihn mit den Worten, die Kanzlerin habe immer geglaubt, er hätte von vielen Dingen keine Ahnung. Stattdessen hänge sie an den Lippen des Finanzministers, der sich jeden Satz aufschreiben lassen müsse. Das ist der Vorteil, wenn man lesen kann, meinte Serafino süffisant – und ob die Kanzlerin nicht ausnahmsweise mal recht hätte.
Dann hat Serafino noch etwas von dem neuen Wirtschaftsminister gemurmelt. Ein Freibär zu Guttenbär, hat Bärli zuerst verstanden und sich mächtig gefreut. Ich hab ihm dann notdürftig und schonend die Wahrheit gesagt …
Was aber nun ist ein ordentlicher Rücktritt? Darüber müsst Ihr Menschen Euch bei Bedarf den Kopf zerbrechen. Mir reicht im Wesentlichen eine klare Erklärung, etwa: Ich trete zurück und bin ab morgen nicht mehr Euer Tanzbär. Umso besser, wenn ich zusätzlich Respekt für diese Entscheidung empfinde. Wenn also jemand nicht aus Eigennutz, wegen erwiesener Bestechlichkeit oder sonstiger Verfehlungen die Brocken hinschmeißt, sondern sich um seinen todkranken Lebenspartner kümmert. Oder wenn jemand die politische Verantwortung für ein politisches Versagen übernimmt. Aber dass mir jetzt nicht gleich alle politisch tätigen Menschen zurücktreten! Nur weil Bärli schon wieder ruft: Alle Macht den Teddybären!