Biss vom Bärenbankerl

Gute Werbung? Fehl-Anzeige!

Brille: Bärli.

Hamburg 8.30 Uhr: wieder mal Regen, aber das Fell hält. Zwischenstopp München, es ist ziemlich windig, aber das Fell sitzt. Weiterflug nach Rom, die Sonne brennt und das Fell schwitzt: Ich bin total erledigt … … … Ach so, alles nur geträumt, hab wohl zu viel von Papis süßem Likör probiert. Aber schuld an meinem Traum ist bestimmt der Papi. Der fragte nämlich letztens in unsere Bärenrunde: „Kennt Ihr denn gute Werbung?“ Erst schauten wir uns ganz lange schweigend an. Und dann den Papi. Mit einer solch beeindruckenden Resonanz hatte er mal wieder nicht gerechnet … Aber Bärli durchbrach die Mauer des Schweigens. Er war gerade mit grünen Daumen aus seinem kleinen Schrebärgarten gekommen, blickte nun auf unser herrliches Tina-Turner-Poster im Flur und fragte hingebungsvoll: „Tina, was kosten die Kondome?“ Worauf mein Prinzchen knurrte: „Wer kann dazu schon Schwein sagen?“

Der arme Papi, er hatte sicher mit tiefschürfenden Erklärungen gerechnet, von wegen positiver Emotionalisierung und so. Er wollte wahrscheinlich packende Claims von uns hören. Jedenfalls schien ihm zu gefallen, als unser Freund Serafino anhob: „Ich kann mich noch gut an meine Zeit als vielumschwärmter Liebhabär erinnern. Wie oft hatte ein süßer Teddy meine versierten Liebesdienste genossen und wollte nach unserer heißen Liebesnacht die berühmten drei Worte für die Ewigkeit hören. Und ich lächelte ihn an und sagte: ‚Vorsprung durch Technik.‘“ – Serafino ist so ein netter Angebär!

Nein, auch in den nächsten Stunden, als wir ohne den Papi weiterdiskutierten, fiel uns nichts wirklich Wesentliches an welt- und bärenbewegender Werbung ein. Wenn es nach Euren vielen und oft so armseligen Werbefritzen und -fritzchen geht, dann hat Werbung ja nur dann funktioniert, wenn ich etwas kaufe. Da stoßen die bei mir aber so was von auf Granit! Und ich denke viel lieber voller Zärtlichkeit an Prinzchens Werben um mich zurück. Genaueres ist natürlich privat und wird nicht verraten.

Nach vielen Überlegungen kamen Bärli, Prinzchen, Serafino, Tut-ench-Bärchen, Härtzi IV und ich zu dem Schluss, dass ein paar inoffizielle Werbesprüche auf jeden Fall mehr Pep haben als das meiste offizielle Brimborium Eurer natürlich bestens geschulten Werbestrategen. Den Beweis wollen wir nicht schuldig bleiben. So fiel unserem kleinsten und ältesten Freund Tut-ench-Bärchen eine längst verblichene Kleinwagenmarke ein. Von der hieß es in Eurem Volksmund werbewirksam: „Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd!“ Und um beim Auto zu bleiben: Wer hätte Essos so fürchterlich tierquälerischen Werbespruch „Pack den Tiger in den Tank!“ süffisanter kontern können als die Konkurrenz? Die ließ, natürlich unter höchster Geheimhaltung, unters Volk streuen: „Erspar dem Tiger die Qual, tank lieber Aral!“ Freilich soll jetzt Prinzchen noch mal zu Wort kommen. Seine Message: „Wenn’s vorne juckt und hinten beißt: Klosterfrau Melissengeist!“

Jeder edel-stolze Bär, trinkt gerne Adel-holze-ner.
Lieben Dank, Prinzchen, war nur ein Versuch …

Damit Ihr mich nicht missversteht: Euer Bryan liebt gute Werbung. Werbung, die sich gut anfühlt und positiv in Erinnerung bleibt. Denkt beispielsweise an den Marketing-Geniestreich einer Frankfurter Werbeagentur, die 1955 einen Werbespruch kreierte, der über Jahrzehnte einen ziemlich schlichten Stern mit lediglich drei Zacken zum weltweit anerkannten Symbol für deutsche Wertarbeit und Sicherheit machte: „Ihr guter Stern auf allen Straßen.“ Das dauert Euch heute alles viel zu lang, ich weiß. Gerade noch erlaubt scheint – ich erwähne das freilich nur ganz bescheiden und auf ausdrücklichen Wunsch von Härtzi IV: „Nichts geht über Bärenmarke – Bärenmarke Qualität.“ Aber muss denn wirklich alles quadratisch, praktisch, gut sein? Wobei einige von Euch gar nicht mehr wissen, dass das dereinst einfach nur der Werbespruch der Schokoladenfabrik Alfred Ritter war.

Die Werbe-Wirklichkeit heute – oh Graus: Wenn ich die höchst primitive Haribo-Werbung Eures Herrn Gottschalk sehe, wird mir – einfach nur schlecht. Wenn ein überfütterter bayerischer Komödiant namens Fischer für ein Möbelhaus krakeelt, das vielen Medienberichten zufolge seine Mitarbeiter verantwortungs- und schamlos ausbeutet, dann wird mir – einfach nur xxxl-übel. Wenn ich irgendwo Eure sogenannte Werbe-Ikone Verona sehe oder höre (sie macht nicht immer, aber immer öfter für nichts mehr Werbung), dann – würgt es mich gewaltig. Und wenn im Werbespot für die Merci-Schokolade ein Fahrrad achtlos umgeschmissen wird, dann kriegen der fahrradliebende Papi und ich – erst recht die Krätze. So sieht’s aus, liebe Freunde! Und jetzt wisst Ihr auch, was ein Rundumschlag ist.

Apropos Möbelhaus, mit Bärlis treuherzig vorgebrachtem Anliegen fand unsere wöchentliche Bärenrunde dieses Mal ihren Abschluss. Also sprach Bärli: „Wisst Ihr, ‚Die mit dem roten Stuhl‘, die sollten meiner Meinung nach ganz schnell und dringend zum Arzt! Solche offensichtlich massiven Darmprobleme … Ich tät sie ja auch gern hinfahren, aber: Isch ’abe gar kein Auto!“