Bryan hört Musik Worte im Wind

Bryans Liedertruhe (IV): „So jung darfst du nicht gehn“

„Hallo, ich bin Nandor, Bryans neuester Freund. Kein Wunder,
dass es mir so gut geht, wir haben ja denselben Papi! Nandor ist
übrigens die ungarische Kurzversion des Vornamens Ferdinand
und bedeutet ‚kühner Beschützer‘.“ Wieder was gelernt!

Kalt weht er mir ins Gesicht, der Wind der … nein, nein, mir ist gar nicht kalt, macht Euch bitte keine Sorgen. Allenfalls bin ich ein wenig nervös: Ich will Euch, liebe Freunde, nämlich heute ein besonders trauriges Lied näher vorstellen – eines von geschätzt 497 wundervollen Liedern, die mein kleines Bärenherz so tief bewegen! Vorher jedoch dies:

Kein Teddybär der Welt kann zu einem anderen Teddybären so fies und gemein sein, wie es manche von Euch Menschen zueinander sind. Das musste ich feststellen, als ich mir im Internet ein paar Kommentare über dasjenige Schlagerduo ansehen wollte, von dem das vierte Lied in meiner virtuellen Liedertruhe stammt. Ich hätte beinahe deprimiert aufgegeben, aber der Papi hat mich in meinem Selbstvertrauen bestärkt. Sollen die bösen Menschen doch ruhig weiterhin ihre fürchterlichen Meinungen zu verbreiten suchen, was kümmert das Euren Bryan? Und mit Verlaub, wahrscheinlich präsentiere ich Euch tatsächlich niemals ein zweites Lied des Schlagerduos „Die Amigos“, von dem gleich kurz die Rede sein wird. Aber das Lied, das ich Euch ans Herz legen möchte, macht „den ganzen anderen Schrott wieder gut“, wie mir mein oft so sarkastischer Freund Serafino eines Abends gestand – mit einem Tränchen im Knopfloch!

„Die Amigos“ gibt es schon sehr lange im Reich des deutschen Schlagers: Im Jahr 1970 gründete das musikbegeisterte junge Brüderpaar Bernd (geboren im Dezember 1950, Leadsänger und Schlagzeug) und Karl-Heinz Ulrich (November 1948, Gitarre, Keyboard, Zweitstimme) aus dem mittelhessischen Villingen (Hungen) eine Schlagerband. Viele Jahre lang tingelten die Amigos über die Dörfer und Städte, die kleine Welt war begeistert, die große überschüttete sie schon damals mit Häme, strafte die beiden mit Ver- und Nichtachtung. Und so erschien das erste Studioalbum der Amigos erst im Jahr 1989! Ihr langjähriger Live-Keyborder Witold Piwonski erlitt 2000 einen schweren Schlaganfall und starb nach acht Jahren im Wachkoma. Für das Brüderpaar kam erst mit der österreichischen Plattenfirma MCP Sound & Media im Jahr 2006 der große Durchbruch: „Musikantenkönig“, „Musikantenkaiser“, Musikantenstadl, mehrere Goldene und Platin-Schallplatten, Echo-Nominierungen, Krone der Volksmusik 2009 und 2010, Echo-Gewinn 2011 in der Kategorie Volkstümliche Musik.

Viele von Euch Menschen halten die Geschichte der Amigos für ein Märchen, aber dieses Märchen ist wahr! Ein gelernter Braumeister und der leidenschaftliche Lenker eines Betonmischers … erst wollte keiner ihre Musik hören, dann rannten ihnen die Plattenfirmen die Bude ein, heute stellt Euer Bryan sie in seiner Liedertruhe vor … Übrigens, anders als viele ihrer Kritiker sind Bernd und Karl-Heinz Ulrich nach übereinstimmenden Augenzeugenberichten im menschlichen Umgang sehr freundlich, bescheiden und natürlich. Das Lied, auf das Ihr hoffentlich schon wartet, haben die beiden Brüder einem verstorbenen Freund gewidmet, weswegen es auch den Untertitel „Für Nandor“ trägt. Dieses Lied wurde auf ihrer CD „Weißt du, was du für mich bist“ (siehe Foto unten) im Juli 2010 erstveröffentlicht und trägt den Titel „So jung darfst du nicht gehn“. Und jetzt ahnt Ihr sicher, warum dieses Lied so traurig ist: Es handelt vom Tod eines viel zu früh verstorbenen netten Menschen.

Kalt weht er mir ins Gesicht, der Wind der Einsamkeit, der dich heut von mir nahm /
kalt, die Sonne wärmt mich nicht / am Weg der Traurigkeit geh ich allein entlang.
Stets quält mich dieses „Warum, warum gerade du?“ – die Welt, sie ist nicht fair /
vor dir auf allen Wegen lag noch das Leben / mein Herz, es ist so schwer.

So jung darfst du nicht von uns gehn / wer soll den Himmel je verstehn,
der einen Menschen aus dem Leben reißt, bevor er richtig nach den Sternen greift.
So jung darfst du nicht von uns gehn / alle, die hier am Grabe stehn,
verlier’n den Glauben an Gerechtigkeit – so jung darfst du nicht gehn.

Es ist das Lied Nummer neun auf dieser CD! (Foto gefunden bei amazon)

Freunde, hier mache ich mal eine Pause. Wenn ich Euch im Normalfall empfehle, Euch die Lieder aus meiner virtuellen Liedertruhe im iTunes Store oder auf www.amazon.de anzuhören, so rate ich Euch dieses Mal ausdrücklich zur Video-Plattform Youtube. Denn auf www.youtube.com werdet Ihr einige von trauernden Angehörigen aufwendig gestaltete Bebilderungen finden. Diese Videoclips können Euch das Lied mit seiner faszinierend eingängigen Melodie noch viel näherbringen, als ich es je vermag. Und der Papi denkt ausgerechnet jetzt an so manches Marterl (für Nicht-Bayern und Nicht-Österreicher die Duden-Erklärung: Tafel mit Bild und Inschrift, Pfeiler aus Holz oder Stein mit Kruzifix oder Heiligenbild [zur Erinnerung an ein Unglück] – fei scho schee, wie kurz ich mich da als Bayern-Bär fassen kann! Dass der liebe Bärli seit Neuestem öfters von einem Marterlpfahl spricht, na ja …), … Hilfe, wo war ich hängen geblieben? … ach so, ja ja, der Papi denkt jetzt an so manches Marterl, an dem er auf seinen vielen Fahrradtouren weiß Gott nicht immer nur vorüberfuhr: Wenn da am großen Kreuz ein kleiner Teddybär an den verlorenen Menschen erinnert und in Sturm und Regen die Wacht hält … schluck … verzeiht mir die Abschweifungen … Also ich drücke mein Prinzchen für den Rest des Liedes noch zärtlicher als sonst:

Schwer fällt mir jetzt jedes Wort, die Seele ist noch voll mit der Erinnerung /
schwer, die Tränen gehn nicht fort / unendlich großer Schmerz, macht alle hier ganz stumm.
Nie gabst du die Hoffnung auf, du hast so hart gekämpft – die Welt, sie ist nicht fair /
vor dir auf allen Wegen lag noch das Leben / mein Herz, es ist so schwer.

So jung darfst du nicht von uns gehn / wer soll den Himmel je verstehn,
der einen Menschen aus dem Leben reißt, bevor er richtig nach den Sternen greift.
So jung darfst du nicht von uns gehn / alle, die hier am Grabe stehn,
verlier’n den Glauben an Gerechtigkeit – so jung darfst du nicht gehn /
verlier’n den Glauben an Gerechtigkeit – so jung darfst du nicht gehn.

Die schlichte Tragik der Geschichte ist mir klar: Dieser junge Mensch darf nicht sterben – aber er ist gestorben. Da fehlen mir die Worte. Das Zitat eines Fans: „Der Text hat’s echt in sich. Die Amigos verstehen es sehr gut, dieses sehr private Thema einfühlsam und menschlich zu verarbeiten.“ Liebe Freunde, denkt bitte stets daran: Der Tod ist das Ende des Lebens, aber nicht das Ende der Liebe. Alles Gute für Euch!