Meine Freunde Worte im Wind

Meine kleinen Weihnachtsworte

Immer im Dezember besucht mich mein Freund Joshua (r.).

Hier kommt nicht die Weihnachtsansprache von Bundesbär Bryan. Weil ich nämlich Selbstverständlichkeiten für selbstverständlich halte und nicht extra Jahr um Jahr betonen muss. Und weil ich zu den Dingen, von denen ich keine Ahnung habe, nichts sage. Meistens jedenfalls. Wenn Ihr Menschen das genauso machen würdet, wäre es auf der Welt zumindest eines: viel ruhiger. Aber ein paar Gedanken habe ich mir denn doch gemacht. Das Gute daran, liebe Freunde – bereits nach fünf Punkten heißt es: Schluss!

Punkt 1, Hungerhilfe: Mitte November 2009 fand in Rom der Welternährungsgipfel statt. Dort ließ die Welternährungsbehörde der Vereinten Nationen offiziell verlauten, dass bis zum Jahr 2015 die Zahl hungernder Menschen auf Eurem Planeten um die Hälfte verringert werden soll. Hoffentlich ist damit nicht gemeint, dass jegliche Hungerhilfe ab sofort eingestellt wird. Mit dieser Methode ließe sich das ehrenwerte Ziel nämlich sicher und billig erreichen, ja sogar noch übertreffen. Und Ihr Menschen bräuchtet also nicht wie sonst fast immer um die Finanzierung eines sinnvollen Projektes streiten. Hilfe, ich klinge ja fast schon wie Serafino!

Punkt 2, Afghanistan: Manchmal scheint mir, mein grad genannter Freund Serafino hätte recht mit seiner Ansicht: „Nichts als Pfusch am Hindukusch!“ Denn wer hat den Taliban-Milizen ihre Gewehre und die Munition gegeben, wer produziert das Material für deren Bomben? Nein, in dieser seit Langem so prekären Lage kann ich Euch nicht helfen und weiß keinen Ausweg. Aber würden nicht hunderttausend an die afghanischen Kinder verschenkte Teddybären das Ansehen der fremdländischen Truppen eher fördern als hunderttausend weitere Soldaten? Doch wie ich höre, sind Teddybären in Eurer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF = International Security Assistance Force) und bei Eurem sogenannten friedenserzwingenden Einsatz nicht gefragt. Hierzu Serafino in gewohnter Schärfe: „Um wie viel lieber flögen mir zehn Teddys um die Ohren als zwei Tanklaster!“

Ach Bärli, bitte schließe keine Freundschaft mit einem Schokoladebären! Das kann nur tragisch enden …

Eure weihnachtliche Stimmung bleibe ungetrübt. Aber für einen afghanischen Bauern sind der Anbau und die Ernte von Schlafmohn gegenwärtig etwa zehn Mal so lukrativ wie der Anbau und die Ernte von Weizen! Schon von daher solltet Ihr Euch nicht wundern, dass die Weltproduktion von Opium zu etwa neunzig Prozent aus Afghanistan stammt und der Opiumhandel etwa fünfzig Prozent des afghanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht. Eure bisherigen Maßnahmen wie die Schlafmohnfelder-Vernichtung zerstörte die Lebensgrundlage zahlreicher Bauern, die daraufhin oft zu radikalen Anhängern lokaler Kriegsherren wurden. So ein afghanischer Opiumfarmer erzielt für gewöhnlich je Kilogramm Opium rund 122 US-Dollar. Da frage ich mich: Wäre es nicht an der Zeit, diesem Farmer 500 US-Dollar für ein Kilogramm seines gottverdammten Opiums zu bezahlen, und zwar von staatlicher Seite? Eine solche Maßnahme käme Eure Nationen wesentlich billiger als jeder militärische Einsatz. Mal schnell hochgerechnet: Selbst bei einer zehnmal höheren Opiumproduktion als derzeit (das wären dann circa 80.000 Kilogramm) hätten die Vereinten Nationen jährlich nur rund 40 Millionen US-Dollar zu zahlen. Die Völkergemeinschaft hätte überdies gewiss genügend Spielraum, den afghanischen Bauern für die Produktion von Weizen 2.000 Dollar pro Kilogramm zu zahlen! So viel zum Thema unkonventionelle Landwirtschaft.

Einen anderen weiterführenden Gedanken erörterte der englische Philosophieprofessor John Gray in der ZEIT: „Nicht nur in Afghanistan, sondern überall auf der Welt leisten die extremen Profite des Drogenhandels einen Beitrag zur Finanzierung terroristischer Netzwerke und bedrohen so die Sicherheit der entwickelten Staaten. Zweifellos wird der Terror auch weiterhin eine Gefahr bleiben, ganz gleich, welche Strategie in der Drogenpolitik gewählt wird. Aber der Zusammenbruch der Drogenpreise, den eine Legalisierung zur Folge hätte, würde unweigerlich die Finanzquellen austrocknen, die dem Terrorismus derzeit noch zur Verfügung stehen.“

Punkt 3, der Mond: Ich mache mir immer noch große Sorgen um meinen lieben Freund, den Mond. Kaum hatte ich ihn mit einem langen Artikel gewürdigt, schon schlug die NASA grausam zu: In einem aus meiner Sicht mehr als fragwürdigen Experiment schlug auf dem Mond eine Raumsonde auf. Die sollte einfach nur erkunden, ob es dort oben Wasservorräte gäbe. Ich schäme mich für Euch. Hoffentlich veranstalten nicht schon bald irgendwelche primitiven Außerirdischen etwas Ähnliches mit der Erde: „Hallo Leute, lasst uns doch mal testen, ob dieser große und bei Nacht beleuchtete Erdenfleck immer noch Licht aussendet, wenn wir erst unseren kleinen Satelliten kontrolliert in ihm versenkt haben …“ Meine Hoffnung in den Worten von Bärli: „Möge dieser Elch an uns vorübergehen!“

Punkt 4, die Gier: Auch bei diesem Punkt weiß ich keine Antwort: Warum nur sind einige von Euch Menschen so versessen auf Macht und Reichtum und dermaßen gierig? Es soll ja Greifvögel geben, die ähnlich gierig sind. Die nehmen einen Fisch in die Mangel, halten ihn fest, lassen sich von ihm sogar unter Wasser ziehen … und ertrinken notfalls lieber elendiglich, als den Fisch rechtzeitig loszulassen. Ein anderer Greifvogel (oder ist es gar derselbe?) lässt sich den so mühsam erbeuteten Fisch gierig schmecken – und ist hinterher vollgefressen und voll flugunfähig. Da freut sich dann so mancher Bär über Vogel mit Lachs auf dem Speiseplan … Bei Euch Menschen rückt in solchen Fällen eine Rettungspatrouille aus und kümmert sich um den armen Ertrinkenden und den reichen Satten. Beide werden so lange beschützt, bis sie erneut auf die Jagd gehen können. Ob Eure Welt eigentlich eine andere wäre, wenn ein einzelner Mensch nur noch eine einzige Million Euro vererben könnte? Und der Rest seines Vermögens anonym für die Bekämpfung des Hungers in der Welt verwendet werden müsste?

Nicht nur an Weihnachten gibt sich der Papi
gern die Kugel! Nur noch eine im Magazin …
doch sicher kommt gleich Nachschub.

Punkt 5, Sonstiges: Erst kämpft Ihr Menschen mit aller Macht für die Globalisierung, dann soll der Papi regionale Produkte kaufen. Das verstehe, wer will – aber ich will nicht! Die gute Nachricht: Die Schokoladensorte Olympia des einheimischen Schokoladenherstellers Ritter Sport aus Waldenbuch bleibt definitiv und dauerhaft im Sortiment, der Schriftzug Limited Edition wird von der Packung verschwinden. Da könnt Ihr mal sehen, was so ein kleiner Hallo, hier Bryan-Artikel für positive Folgen haben kann! Seit Wochen schon ist die Olympia die meistverkaufte Ritter Sport Schokolade und hat sogar den Klassiker Vollnuss überholt. Und der Papi hat natürlich eifrig mitgekurbelt …

Schluss! Und meine Schlussfragen lauten: Wieso ist seit ewigen Zeiten für Euch ein friedliches menschliches Miteinander unmöglich? Und warum nur habt Ihr Menschen so wenig Respekt vor dem Wunder des Lebens? Ich für meinen Teil grüße jeden Tag herzlichst die göttliche Sonne, die gute Welt, alle freundlichen Teddybären und die netten Menschen! Vielleicht gefällt Euch am Ende noch dieses Sprichwort aus Irland: Gott schenkt Dir das Gesicht, lächeln musst Du selber. Oder dieser schöne Satz von Mahatma Gandhi: Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. Mit genau diesem Satz verneigt sich Euer Bryan nun vor Dominik Brunner. Dieser couragierte Mensch hat sich schützend vor andere gestellt und seinen Einsatz am Bahnsteig in München-Solln mit dem Leben bezahlt. Dominik Brunner ist mein Held des Jahres und ich bitte Euch einfach, die Erinnerung an ihn auf ewig wachzuhalten. Herzerwärmende Weihnachtstage wünschen Euch Bryan und seine Freunde sowie der Papi.