Bryan hört Musik

Ich habe so viel Spaß mit Ernst!

Silberne Scheiben, goldener Klang:
ich lausch‘ der Musik und
dem schönen Gesang.

Sehr nervös bin ich heute. Aber ich werde Euch jetzt von einem meiner Lieblingsmusiker erzählen. Auch wenn der Papi sich meinetwegen ein bisschen schämt, es muss aus mir raus: Ich liebe gute Blasmusik, ich liebe Ernst Mosch! Beim legendären Klang der Original Egerländer Musikanten („Die Blasinstrumente müssen wie Streichinstrumente klingen!“) werde ich kuschelweicher denn je. Wenn dann die Gefühle und mein Herz davonschwimmen, bin ich im Lot und ganz bei mir.

Denn natürlich schreibe ich hier nicht über diejenige Blasmusik, bei der es andauernd wie deppert scheppert, oh nein! Auskennen tue ich mich da zwar nicht so genau. Der Papi hat mir aber erklärt, dass es, wenn es auch noch so weich klingt, trotzdem nicht Lenorhorn heißt, sondern Tenorhorn.

Ein wenig will ich Euch nun von Ernst Mosch erzählen. Unter wikipedia.de und vor allem unter mosch-musikverlag.de könntet Ihr viele weitere Informationen über ihn und seine Musik erfahren. Ich jedenfalls finde es sehr spannend, sowohl seiner Musik als auch seiner Lebensgeschichte zu lauschen!

Geboren wurde Ernst Mosch am 7. November 1925 im westböhmischen Zwodau bei Falkenau/Sokolov, also in der damaligen Tschechoslowakischen Republik. Sein Vater war Bergmann, die Mutter in einer Spinnerei beschäftigt. Ernst war sieben Jahre alt, als sein Vater durch ein Grubenunglück zum Invaliden wurde und daraufhin einen Brot- und Milchladen eröffnete. Der kleine Ernst übernahm das Ausfahren der Ware.

Bereits mit acht Jahren spielte er in einem Schulorchester Flöte, mit vierzehn begang seine Ausbildung auf der Geige, dem Flügelhorn und der Posaune. Doch dann kommt es „ganz anders“:  Arbeitsdienst, Kriegseinsatz als Panzergrenadier, Militärmusik, eine bleibende Verwundung (am Daumen!). 1945 flieht er mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Lydia von Falkenau nach Bayern. In amerikanischen Clubs spielt er Jazz, gründet mit Kollegen eine eigene Combo, spielt in verschiedenen Kapellen und Bands und kommt 1951 als Erster Posaunist zu Erwin Lehns Südfunk-Tanzorchester nach Stuttgart. Dort sind heiße Rhythmen und Jazzsynkopen an der Tagesordnung – stellt Euch nur vor, unter Kennern gilt Ernst Mosch tatsächlich als einer der besten Jazz-Posaunisten der 1950er-Jahre!

Im April 1956 gründet er die Egerländer Musikanten (seit 1958 aufgrund der vielen Nachahmer „Original“), eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte beginnt. Für „Rauschende Birken“ bekommt er 1960 die erste Goldene Schallplatte, als erstes deutsches Blasorchester treten „Ernst Mosch und seine Original Egerländer Musikanten“ in der New Yorker Carnegie Hall auf (im Mai 1966). Über 1.000 Tourneekonzerte, 29 Goldene, Platin- und Diamantene Schallplatten, über 44 Millionen verkaufte Tonträger in 42 Ländern: Das mit Abstand erfolgreichste Blasorchester der Welt eben, geleitet vom „König der Blasmusik“.

Viele Menschen fragen nach dem Geheimnis dieses Erfolgs und nennen dann die instrumentale Zusammensetzung seines Orchesters als Grund. Euer Bryan sagt aber, dass da viel mehr dazugehört.

Zum einen die unnachahmlichen Gesangsstimmen, von Ernst Mosch selbst, von Franz Bummerl, der viel zu früh verstorbenen Barbara Rosen, ihrer Nachfolgerin Helga Reichel oder auch von Norman Sanders.

Zum anderen die Interpretation, die Genauigkeit des Spiels, der Perfektionismus, den Mosch sich selbst und seinen Musikern abverlangte. Dazu kommt dann wohl noch ein einmaliges Gespür für Musik, das man nicht lernen kann. Er selbst hat hierzu bemerkt: „So wie der Amerikaner den Jazz fühlt, der Ungar den Csárdás, so fühle ich die böhmische Musik. … Wir sind keine Stimmungskanonen, sondern machen ausgefeilte Blasmusik. Eine Musik, bei der nichts knattert, bei der man glaubt, da spielen Streicher. … Da ist alles echt. Das fühlen unsere Zuhörer. Unsere Walzer, Polkas und Märsche treffen eben ins Herz!“ Perlende Harmonien, wohltemperierte Arrangements, mehr sag ich nicht, außer: mir g’fällt’s!

Einen großen Teil seines Lebens hat Ernst Mosch im Tonstudio verbracht und auf mehr als 150 Schallplatten/CDs über 2.000 Titel aufgenommen. Vielleicht hört Ihr Euch einfach auf youtube.com oder im iTunes Store mal ein paar davon an, etwa „Böhmischer Wind“, „Sommernacht in Prag“, „Blumenmädchen“ oder „Mondschein an der Eger“.

Übrigens, privat ist Ernst Mosch trotz seines riesigen Erfolges immer bescheiden und bodenständig geblieben. Er vermied Publicity-Rummel und Extravaganzen. Der Vater von drei Töchtern war ein begeisterter und ausgezeichneter Brieftaubenzüchter.

Nach einer letzten großen Deutschland-Tournee ist Ernst Mosch am 15. Mai 1999 in seinem Haus in Germaringen im Allgäu an den Folgen seiner jahrelangen Diabetes-Erkrankung gestorben.

Das zu tun, was man liebt, und damit Millionen von Menschen friedlich zu erfreuen – ein schöner Lebenstraum, der sich für Ernst Mosch erfüllte. Gehabt Euch wohl!

PS: Ich glaub’ ja, dass inzwischen auch der Papi an manchen Tagen meinen Musikgeschmack teilt. Immer öfter wippt er nämlich mit dem Fuß, wenn ich grad eine Polka aufs Parkett lege. Sehr verdächtig!

Bildnachweis: www.mosch-musikverlag.de (Bild 2), www.wdr.de (Bild 3)