TV: TeddyVision Worte im Wind

Unverwüstlich und sehr britisch: der Misery Bear

Bei so einem netten Titelbild beginnen meine Augen zu glühen!

Sagt bloß, Ihr kennt den Misery Bear noch nicht?! Kein Problem, das wird sich gleich geändert haben. Der Misery Bear ist ein süßer und kämpferischer, aber meistens sehr trauriger und sehr einsamer Teddybär. Ja, Ihr werdet auf der ganzen Welt kaum jemals einen depressiveren Teddy finden können. Praktisch alles in Misery Bear’s Leben ging bisher schief, ob im Job oder in der Liebe. Und vermutlich wegen all dieser Tiefschläge und Erschütterungen ist der Misery Bear leider zum Trinker harter alkoholischer Getränke geworden. Was der Papi und ich dennoch aufrichtig an ihm bewundern: Egal wie niedergeschlagen (das ist oft wörtlich zu verstehen!) der kleine Racker durchs Leben geht, nach jedem Scheitern rappelt sich der Misery Bear wieder auf und sucht unverdrossen weiter nach der Liebe. Bärenstark!

Ursprünglich, liebe Freunde, sollte es heute in meiner Rubrik „Worte im Wind“ einfach nur um das erste Buch des Londoner Plüschteddys gehen. Ihr müsst nämlich wissen: Der Misery Bear ist durch seine seit Ende 2009 produzierten und im britischen Fernsehsender BBC Three ausgestrahlten und auf YouTube, Vimeo sowie anderen Internetplattformen veröffentlichten Kurzfilme zumindest unter seinesgleichen inzwischen auf der ganzen Welt bekannt. Der kleine Star im großen Internet hat im Oktober 2011 „Misery Bear’s Guide to Love & Heartbreak“ geschrieben. Dieses Buch wurde von Christoph Bausum übersetzt und erschien im Dezember 2012 unter dem Titel „Misery Bear’s Leitfaden für die Liebe“ auf Deutsch. Doch … ich muss zugeben, ich bin nicht so ganz warm geworden mit diesem seltsamen Leitfaden. Offensichtlich beißen sich der englische und der deutsche Bärenhumor an vielen, manchmal sogar an arg empfindlichen Stellen. Das laut Umschlagtext „wunderbar witzige und herzzerreißende Buch“ lässt Euren Bryan jedenfalls ziemlich ratlos zurück. Und so kommt es, dass ich Euch nun umso mehr und in meiner Rubrik „TV: TeddyVision“ die bereits erwähnten, liebevoll und sorgfältig inszenierten Kurzfilme von Misery Bear ans Herz legen will. Schaut Euch bitte mal den ein oder den anderen an, etwa „Misery Bear’s Comic Relief“, „Misery Bear Goes to Work“, „Misery Bear’s Trip to London“, „Misery Bear Goes to the Seaside“ oder „Misery Bear: The Teddynator“. Danach werdet sicher auch Ihr viel besser verstehen, warum die Welt den Misery Bear so dringend braucht!

So lieb sieht der Misery Bear meistens aus – hier auf einem von seiner
Website www.miserybear.com stammenden Pressefoto (Ausschnitt).

Mittlerweile steht der Misery Bear immer öfter im Rampenlicht: Er ist schon in mehreren Talkshows zu Gast gewesen, in Deutschland etwa in „TV total“ bei Stefan Raab (auch dieser Auftritt vom Dezember 2012 ist im Internet leicht zu finden). Zudem ist er fleißig auf Twitter unterwegs (mit derzeit über 32.000 Followern) – und als „Person des öffentlichen Lebens“ natürlich auch auf Facebook vertreten, wo er zurzeit bereits mehr als 58.600 „Freunde“ hat! Auf Twitter und via Facebook kommuniziert der Misery Bear mit seinen Fans, die durch Tweets, Statusmeldungen oder Fotos an seinem Leben teilhaben können. Erwähnen will ich auch seine schöne Website www.miserybear.com, auf der Ihr Euch über viele seiner Aktivitäten informieren könnt. Mit folgenden Worten stellt er sich dort vor: „Hello, I’m Misery Bear and I made my own website. I also act in short films about my terrible life. I’m lonely, bored, depressed, borderline-alcoholic, fluffy and desperately in need of love. Please help.“

Keine Frage, die Kurzfilme des Misery Bear sind kunstvolle Zauberwerke, garniert mit vielen Anspielungen, subtilem Humor und oft mehr als nur einem Augenzwinkern. Die beiden Regisseure Chris Hayward und Nat Saunders sind übrigens auch die Schöpfer der vom Online-Nachschlagewerk Wikipedia schnöde so genannten „Comedy-Figur“ Misery Bear. Einige der von Roughcut TV produzierten Kurzfilme (die Wikipedia spricht lieber von Videoclips) wurden zur Unterstützung gemeinnütziger Organisationen wie Children in Need, Sport Relief und sogar Amnesty International gedreht. Illustre Gaststars wie Kate Moss, Geri Halliwell, Lionel Richie und der weltberühmte britische Langstreckenläufer Mo Farah (die zwei Letztgenannten in „Misery Bear: Sport Relief“!) gaben dem Misery Bear bereits die Ehre. Ach, auch ich habe diesen kleinen Kämpfer in mein Herz geschlossen und warte gespannt auf Neuigkeiten aus England!

Auch Fino schaut sich voller Begeisterung
sämtliche Kurzfilme des Misery Bear an.

Aber doch noch mal zurück zum sehr schmalen (64 Seiten) und sehr groß geratenen Buch, das erstaunlicherweise im Rowohlt Taschenbuch Verlag verlegt wird. Der Misery Bear meint darin wörtlich: „Ein Buch? Das wird doch nie funktionieren. Wie alles in meinem Leben.“ Die Rezensenten sind darüber uneins, von „selten so gelacht und geschmunzelt, humorvolles Buch mit vielen Wahrheiten, immer neue traurig-amüsante Überraschungen, witziges Geschenk für Erwachsene“ bis „lieblos zusammengestellt, wertlose Kritzeleien, dümmlich, vollkommen nutzlos“ reicht die Bandbreite der Kommentare. Die Tageszeitung The Star schrieb: „Deprimierend, aber irgendwie liebenswert.“ Nachdem ich selbst Misery Bear’s Leitfaden mit seinen vielen Bildern und Geschichten sorgfältig „durchgesehen“ hatte, sagte ich zum Papi nur: „Viel Neues über das Leben und die Liebe habe ich leider nicht erfahren. Aber anders als der arme Misery Bear habe ich ja zu Dir und zu meinem Prinzchen gefunden. Wie bin ich darüber froh! Wenn ich Prinzchen nicht hätte, würde ich den Misery Bear schon gern mal besuchen. Ob wir zwei wohl Freunde würden?“

Es ist traurig, aber so richtig gelacht haben der Papi und ich nur an zwei Stellen im „Bilderbuch für Erwachsene“. Der eine Höhepunkt ist die Fotostory von Misery Bear’s erster Liebe zu Maisy, das andere Highlight eine Episode aus der Rubrik „Gescheiterte Stelldicheins“ (in seiner Sprache kurz „Bad Dates“). Diese Geschichte will ich abschließend gerne zitieren, aber Achtung, der Humor ist doch „very british“. Der Misery Bear erzählt: „Als junger Bär hatte ich einen Ferienjob auf dem Reiterhof. Polly arbeitete auch dort, und ich mochte sie sofort. Sie nannte mich immer ‚Pommy Bear‘ und machte Witze, dass die Pferde mich treten würden. Ich bat sie um ein Date, doch bevor sie antworten konnte, trat mich ein Pferd quer über die Weide.“