Bryan hört Musik Mensch des Monats

Wahrlich ein bäriger Barde: Demis Roussos!

Heut bin ich wieder musikalisch und werde Euch beweisen, dass es stimmlich sogar noch höher hinaufgeht als bei Monika Martin: Ich komme jetzt nämlich zu Demis Roussos! Genüsslich fragte mich Serafino vorhin deswegen: „Wollte dem wer auf die Hühneraugen steigen und hat 80 Zentimeter höher getroffen?“ Ich schmolle noch etwas mit meinem Freund Serafino, muss allerdings zugeben: Auch ich selbst dachte neulich, der Papi hätte eine alte Langspielplatte aufgelegt und aus Versehen mit der Singlegeschwindigkeit abgespielt. Dabei war es doch eine CD …

Jesus lebt! Oder hat die Mona
Lisa inzwischen einen Bart?

Habt Vertrauen und glaubt mir, die einzigartige Stimme von Demis Roussos lässt einen nach einiger Zeit nicht mehr los. Und bei manchem seiner Lieder gibt Euer Bryan diesem begeisterten amazon.de-Rezensenten völlig recht: „Das ist Musik, die einem ins Blut geht. Da kann man gar nicht still sitzen. Die Beine wollen von allein und man kann gar nicht wieder aufhören.“

Bevor ich Euch ein paar Roussos-Lieder empfehle, streue ich hier wie inzwischen gewohnt einige biografische Notizen. Der als Artemios Ventouris Roussos geborene Sänger entstammt einer griechischen Familie, die seit den 1920er-Jahren in Ägypten lebte. So kommt Demis Roussos am 15. Juni 1946 in der berühmten ägyptischen Hafenstadt Alexandria auf die Welt und verbringt dort auch seine Kindheit. In den Wirren der Suezkrise (ab 1956) verlieren seine Eltern ihr gesamtes Vermögen und kehren mittellos um 1960 mit ihren Kindern Demis und Costas nach Griechenland zurück. Wie schon in Alexandria erhält Demis auch in Athen eine musikalische Ausbildung. Er spielt in diversen Bands (The IdolsWe Five), verlegt aber nach der Machtergreifung der griechischen Militärjunta seinen Wohnsitz nach Paris. 1968 gründet er zusammen mit Evangelos Odysseus Papathanassiou – den Ihr vermutlich unter seinem Künstlernamen Vangelis viel besser kennt – die Gruppe Aphrodite’s Child. Mit ihrem Greek Sound sind Aphrodite’s Child zunächst in Frankreich, später auch in der Bundesrepublik Deutschland erfolgreich. Anfang der 1970er-Jahre schließlich nimmt Demis Roussos erste Soloplatten auf. Zunächst ohne Erfolg, aber 1973 feiert er mit dem in mehreren Sprachen aufgenommenen Schlager Goodbye, My Love, Goodbye seinen internationalen Durchbruch als Solosänger. Sein Album Forever and Ever macht ihn übers Jahr zum Multimillionär. In den folgenden Dekaden verkauft der Star mehr als 60 Millionen Platten und singt in sieben Sprachen.

Hier wallt so manches: die Haare, das Gewand, der Bauch …

Mag sein, Ihr verbindet Demis Roussos automatisch mit Schmalz. Aber dann reibt bitte Eure Ohren, denn das hat er nicht verdient. Ihr wisst, ich doziere nicht über Gesangstechnik, wenn mich eine schöne und unverwechselbare Stimme mal wieder einfach umgehauen hat. Jedenfalls beherrscht Demis Roussos Country, Oper, Soul, Rock, Easy Listening und Discofox gleichermaßen. Dieser Mann hat viel mehr drauf, als es auf den ersten Blick erscheint.

Der Künstler selbst sieht sich als Sänger byzantinischer Schule und mit arabischen Einflüssen. Einige halten ihn sogar für einen echten Musik-Guru, aber das geht mir zu weit. Obwohl die englische Bezeichnung Pope of the Pop schon Eindruck schindet!

Sein Privatleben hält Demis Roussos privat, über seine Ehefrau(en) Dominique (und Pamela) und seine Kinder Cyril und Emily(ne) ist öffentlich nur sehr wenig bekannt. Seine Stimme und sein früheres Auftreten mit wallenden Haaren und farbenfrohen, ebenfalls langen und wallenden Gewändern führten „natürlich“ auch zu ganz anderen Vermutungen. Doch das ist Eurem Bryan nun mal schnurzpiepegal! 

„Sollte ich die Blümchen
mal wieder gießen?“

Vielleicht räumt der bärige Barde in einem für dieses Jahr geplanten Film über sein Leben mit einigen Unklarheiten auf. Erwähnt sei ein tiefer Einschnitt in seinem Leben: Als einer der Passagiere des TWA-Fluges 847 von Athen nach Rom war Demis Roussos am 14. Juni 1985 plötzlich in der Hand von arabischen Entführern. Erst nach drei Tagen und vielen Irrflügen der Maschine kam er in Beirut frei. Sicher ein unvergesslicher Geburtstag!

Nun aber endlich zu einigen Liedern von Demis Roussos, die mir besonders gefallen. Wer Musik für schöne Abendstunden zu zweit sucht, könnte beispielsweise mit Die Bouzouki, die Nacht und der Wein beginnen. Dazu passen dann hoffentlich Demis’ Versionen von SummerwineForever and Ever und Happy to Be on an Island in the Sun. Auch das deutsch gesungene Lied Addio will ich Euch ans Herz legen, dann kommt noch seine Aufnahme von Another Time, Another Place in die Tüte. Und wem sein Schönes Mädchen aus Arcadia nicht gefällt, der kann stattdessen die Lovely Lady from Arcadia in die Arme nehmen. Ein frankophiler Mensch wird vielleicht Mourir auprés de mon amour besonders genießen. Zuletzt empfehle ich Euch noch seinen Wedding Song. Ja, ich komm’ wirklich noch auf die Idee, mein Prinzchen zu heiraten, so schön finde ich dieses Lied. Vorm Altar werde ich dann loslegen:

In den 1980er-Jahren
hält Demis Diät,
heute eine Stütze.

I will care and be there / For as long as you need / I will stay by your side.
I will love you forever / I will love you from now ’til the end of time / I will stay by your side.
… And I promise forever / I will love you forever / ’Til the end of time.
 SCHMACHT!

PS: Dieses kleine Demis-Portrait wird für den Papi mal wieder etwas teurer als gedacht: Ich hab mir nämlich grad unter seinem Namen bei www.amazon.de ein paar CDs von Demis Roussos bestellt …

Nur zwei von vielen Webseiten seien genannt: Die offizielle Web-Repräsentanz www.demisroussos.net und die Fansite www.demislegrec.com. Die Fotos stammen von www.lastfm.dewww.stars-celebrites.com, www.nostalgie.fr und von mir.

Nachtrag vom 27. Januar 2015: „Goodbye, My Love, Goodbye“
Sehr traurig haben der Papi und ich gestern Nachmittag erfahren, dass Demis Roussos in der Nacht zum 25. Januar in einer Athener Klinik gestorben ist (an Magenkrebs, wie heute bekannt wurde). Er wurde 68 Jahre alt. Zum ersten Mal muss Euer Bryan also von einem „lebendigen“  Menschen des Monats Abschied nehmen. Nana Mouskouri sagte im französischen Fernsehen über ihren Sangeskollegen: „Er hatte eine herausragende Stimme, er war in der Welt unterwegs, er liebte, was er tat. Er war ein Künstler, ein Freund. Ich hoffe, dass er jetzt in einer besseren Welt ist.“ Die Stimme von Demis Roussos und seine Lieder werden bleiben – aber es fühlt sich einfach anders an, wenn derjenige, der uns so viel Herzenswärme geschenkt hat, nicht mehr auf Erden weilt. Leerer.