Bryan hört Musik Worte im Wind

Bryans Liedertruhe (III): „Spuren, die der Wind verweht“

„Hallo, ich bin Bobby. Ich hab den Bryan
von schräg links angeschaut und ihm dann diesen
Song für seine Liedertruhe empfohlen!“

„Hossa“, dieses Wort werdet Ihr, liebe Freunde, in meinem Artikel nur ein einziges Mal stehen sehen, versprochen. Es ist manchmal ein Kreuz und ein Fluch mit den Worten: gerade die allerdümmsten bleiben einem im Geiste kleben, sie sind wie mit dem Dampfhammer eingemeißelt, eben einprägsam. Wie fürchterlich, wenn dann so ein kleines Wort das Einzige ist, was von einem Teddy oder einem Menschen in Erinnerung bleibt. Um das zu verhindern, lege ich Euch jetzt mal wieder ein besonderes Lied ans Herz. Das hat mir mein Freund Bobby (siehe Foto links) zuerst vorgespielt und ich gebe es gerne zu: ich war angenehm überrascht. Der Bobby hat mich auch gebeten, dieses Mal ausnahmsweise kein Foto des Schlagersängers zu veröffentlichen. Bobby begründete seine Bitte so: „Die Bilder aus seinen jungen Jahren machen einen sehr traurig darüber, wie später alles gekommen ist. Und die Bilder aus seinen späteren Jahren – die erst recht!“ Nun sollen in meiner virtuellen Liedertruhe ja sowieso die Lieder im Vordergrund stehen. Deswegen jetzt ganz schnell zu den Spuren, die der Wind verweht. Ich will Euch freundlichst empfehlen, Euch dieses Lied zum Beispiel im iTunes Store oder bei www.amazon.de mal anzuhören, auch seine Melodie ist nämlich sehr schön. Freilich, wenn Ihr gerade traurig seid, werdet Ihr danach wahrscheinlich noch melancholischer sein. Denn nicht nur die Musik geht einem ins Gemüt, sondern auch Zeilen wie diese:

Spuren, die der Wind verweht / so endlos weit,
tausendmal Erinnerung an Dich.
Spuren, die der Wind verweht / durch Raum und Zeit,
Vergangenheit kehrt nie zurück.

Sehnsucht heißt mein Herz / das schlägt für Dich allein,
Du, mein schönster Traum, wo find ich Dich?
Ein Gefühl ist manchmal für die Ewigkeit, auch wenn man daran zerbricht.

Es ist das Gleiche wie schon bei Roy Black und dem Lied Brauner Teddybär und bei Vicky Leandros mit Ob wir uns wiedersehn: Der Papi und ich finden, auch Rex Gildo (dass es um ein Lied von ihm geht, war Euch sicher von allem Anfang an klar!) hätte viel mehr solcher schönen Lieder (der Text und die Musik der 1989 auf dem Album „Erinnerung an deine Zärtlichkeit“ erstveröffentlichten Spuren stammen übrigens von Uwe Busse und Karl-Heinz Rupprich) verdient. Aber weiß Gott, der Papi und ich hätten dem Rex Gildo auch ein viel schöneres Leben gewünscht, ein ehrlicheres und würdevolleres.

Ein gutes Vierteljahrhundert zählte Rex Gildo (geboren als Ludwig Franz Hirtreiter am 2. Juli 1936 in Straubing, gestorben am 26. Oktober 1999 in München) zu den beständigsten deutschen Schlagerstars. Doch der Schein und die Lüge waren bereits zu Karrierestart seine ständigen Begleiter: Anders als von ihm jahrzehntelang behauptet war er niemals Chormitglied bei den Regensburger Domspatzen, und auch die angebliche Ausbildung an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule in München ist nur eine schöne Mär (dass Rex Gildo in über 30 Spielfilmen mitgewirkt hat, ist heute wohl zu Recht fast vergessen). Aber zu reden wäre von einem gewieften Manager, der in Euren so biederen Nachkriegsjahren für seinen geliebten Schützling das Image des Schwiegermutter-Schwarms nahezu perfekt zu kreieren wusste. Dieser Manager arrangierte sogar Rex Gildos Hochzeit mit dessen Cousine, um aufkommende Gerüchte über gewisse sexuelle Neigungen im Heim zu ersticken. Um Euch vieles, aber nicht das traurige Ende zu ersparen: Am Abend des 23. Oktober 1999 stürzte (sich) der abgehalfterte Star, der nicht alt werden konnte, entweder in vollem Bewusstsein oder – die wahrscheinlichere Version – im Alkohol- und Tablettenrausch aus einem Fenster seiner Wohnung im zweiten Stock. Wenige Tage später starb er im Krankenhaus. An der Seite seines erwähnten, bereits 1988 (nach anderen Angaben 1987) gestorbenen ersten Managers, der vermutlich seine große und einzige Liebe gewesen ist, liegt Ludwig Franz Hirtreiter auf dem Münchner Ostfriedhof begraben.

Der Papi hat mir mein erstes Notebook (first notebook)
gekauft / Wir haben es Fino MacBryan getauft.

Der Papi hat seinen damaligen Nachruf mit „Fiesta finita“ überschrieben. Und er zitierte darin die BUNTE auf ihrer Suche nach den Gründen: „Er sprang, weil er angewidert war von seinen angeblichen Fans. Er sprang, weil ihn die selbst auferlegte Figur Rex Gildo ankotzte.“ Klare Worte, doch der Papi kommentierte kühl: „Es wäre interessant zu wissen, was die Blätter des konservativen Senators Burda vor 25 Jahren geschrieben hätten, wenn sich Rex Gildo geoutet hätte! … Eines ist sicher: Das Kunstprodukt Rex Gildo war nicht schwul, Ludwig Hirtreiter vielleicht. … Fast vierzig Jahre lang hat er mit leichter/seichter Unterhaltung auf friedliche Weise Millionen Menschen erfreut. Der Mensch hinter der Maske wird uns immer verborgen bleiben. Aber mit allem Ernst schreibe ich: Respekt für Rex Gildo.“

Doch vergesst vielleicht am besten alles, was Euer Bryan Euch gerade über „ein Fabelwesen zwischen Kult und öffentlicher Häme“ (das österreichische Magazin News kurz nach seinem Tod) berichtet hat. Und hört lieber wieder den Gesang aus den

Spuren, die der Wind verweht / so endlos weit,
tausendmal Erinnerung an Dich.
Spuren, die der Wind verweht / durch Raum und Zeit,
Vergangenheit kehrt nie zurück.

Sehnsucht heißt mein Herz / das schlägt für Dich allein,
Du, mein schönster Traum, wo find ich Dich?
Ein Gefühl ist manchmal für die Ewigkeit, auch wenn man daran zerbricht.