Biss vom Bärenbankerl Bryan empfiehlt

Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen

Ja, auch Euer Bryan kann sich nun schon seit Wochen der Fußballweltmeisterschaft 2010 nicht entziehen. Vor jedem Spiel tanzt unsere Bärenrunde wacker zu „Waka Waka“ und versammelt sich anschließend zum gemeinsamen Schauen mit dem Papi vor dem großen Flachbildschirm. Fußballspielen an sich interessiert mich gar nicht so, vor allem mag ich es nicht, wenn jemand im Abseits steht. Zu den verschiedenen Spielweisen verschiedener Länder kann ich auch nur wenig sagen, aber Nordkorea, Südkorea und Japan haben mit Schlitz gespielt, andere mit Witz. Für welches Land ich mich jeweils begeistere, hängt meistens vom Zustand seiner Fußballspieler ab: Sind es müde, ungepflegte, grimmige Krieger, ruppige Rowdys oder sind es muntere, freundliche und schnuckelige Häschen, die auf dem Feld ihre eleganten Haken schlagen …

Bärli trainiert anscheinend für
die Weltmeisterschaften 2014!

Freilich, mir wird viel zu viel gespuckt bei diesen Spielen. Das finde ich fürchterlich und ungehörig. Kein Teddybär würde so etwas tun! „Machen die denn das beim Tischfußball in ihrem Wohnzimmer auch so?“, habe ich den Papi genervt gefragt. Er hat nur gemeint, dass der Schütze nach seinem Tor wohl erst wegen dieser Rasenbefeuchtung so richtig schön und in voller Körperlänge über den Rasen flutschen könne (denkt nur mal an Arne Friedrich nach seinem Tor gegen Argentinien). Doch ehrlich gesagt erinnert mich das Spuken an ein vorsintflutliches Ritual und an ein Hunderudel, das ständig sein Revier markieren muss. Nur dem US-amerikanischen Trainer blieb beim Spiel gegen Ghana in der Verlängerung zum ersten Mal die Spucke weg, das hab ich genau gesehen.

Vielleicht noch nervender sind die zahlreichen spielbestimmenden Fehlentscheidungen Eurer Schiedsrichter während dieser Meisterschaft. Selbst so mancher Teddybär hätte das mit seinen Knopfaugen besser hingekriegt! Nun ist zum Beispiel der nette Roque Santa Cruz ganz traurig, weil Paraguay im Viertelfinale gegen Spanien ausgeschieden ist. Und ich erst! Viele Schiedsrichter hatten bei dieser Weltmeisterschaft offensichtlich nicht nur Seh-, sondern auch Konditionsprobleme. Doch damit das nicht so auffällt, haben sie sich öfters hingestellt und in aller Ruhe ein gelbes Kärtchen ganz eng beschrieben. Mir bärsönlich würde übrigens ein grünes Kärtchen viel besser gefallen.

So eine Fußballweltmeisterschaft ist prächtig geeignet, Euch Menschen von allen möglichen Problemen abzulenken. Um es hier mal krasser als krass zu beschreiben: Natürlich ist es auch mir als Teddybär unendlich viel lieber, es fällt in Südafrika ein Tor für Deutschland als – – – in Afghanistan ein Soldat! Aber warum nennt Ihr Menschen das ganze Brimborium ein Spiel, wo es doch ernsthaft um Millionensummen geht? Denkt so ein „Spieler“ in den Sekunden nach seinem Tor nun an sein glückliches Heimatland oder an seinen soeben rapide gestiegenen Marktwert? Da bin ich manchmal sehr skeptisch.

Das ist der niederländische Stürmer
Robin van Persie. (Foto gefunden auf: www.mohammeddewji.com)

Tröööttttt, tröööööttttttt, Ihr wartet sicher schon darauf, was ich zu diesen scheußlichen Tönen sagen werde. Nun, der Serafino hat mir aus seiner österreichischen Heimat berichtet. Dort portraitierte ein Politiker einen anderen: „[Er] ist die politische Vuvuzela der Wiener Kommunalpolitik: Er ist laut, es kommt immer dasselbe und niemand will es wirklich hören!“ Bloß gut, dass mir grad kein deutscher Politiker einfällt … Außerdem hat Bärli grad einen alten Gassenhauer von Marlene Dietrich umgetextet: „Ich bin die fesche Lola, der Liebling der Saison, ich hab ’ne Vuvuzela zu Haus’ in mei’m Salon!“ Ruhe auf den billigen Plätzen!

Für enormes Getröte sorgte beizeiten auch eine Moderatorin des ZDF mit ihrem Ausspruch vom „inneren Reichsparteitag“ des Miroslav Klose. Da waren wir letztens direkt verwundert, dass sie ohne Probleme in die Bundeshauptstadt Berlin umschaltete. Ist aber doch gut, wenn sich jemand als lernfähig erweist. Im anderen Fall freilich wäre Polen offen … Halt, liebe Freunde, bevor Ihr mich massakriert: „Dann ist Polen offen“ ist eine jahrhundertealte Redewendung, die wohl durch die jahrhundertelange unsichere politische Situation dieses Landes entstanden ist. Heute meint die besagte Formulierung, dass „jetzt alles Mögliche passieren kann, dass es Ärger geben kann“. Aber mit Polen hat dieses Mal gar keiner gespielt …

Macht es doch einfach am besten so wie ich und konzentriert Euch jetzt lieber auf die nächsten Fußballspiele. Wer dann nach seinem Tor überfroh in die Kameras zahnt, wird sich zeigen. Als persönlicher Fan von Fernando Torres, Robin van Persie (Bild oben rechts) und Philipp Lahm (von wegen nomen est omen – den quirligen und charakterstarken Verteidiger nennen beim FC Bayern München viele Wireless Lahm) hat der Papi es demnächst vielleicht ziemlich schwer! Ich dagegen bleibe cool und schreibe die legendäre 1954er Berner Fußballreportage schon mal um: „Aus dem Hintergrund müsste Lahm schießen … Lahm schießt! …“