Biss vom Bärenbankerl Worte im Wind

In den Träumen ewig jung

… bleibt nur die Erinnerung. Liebe Freunde, in diesem Jahr sind leider schon sehr viele berühmte und begabte Menschen gestorben, die dem Papi und mir sehr am Herzen lagen. Ihr könnt mir glauben, bei so einer Todesmeldung werde ich jedes Mal sehr traurig und mag nicht gerne drüber sprechen. Ich nenne hier nur Barbara Rudnik, Monica Bleibtreu, Dana Vávrová, Ruth Drexel, Jörg Hube, Toni Sailer, Farrah Fawcett, Patrick Swayze und aus jüngster Zeit Euren Nationaltorhüter Robert Enke, dessen Seele nun frei ist. Alle bleiben sie in meinem Herzen unvergessen. Denkt doch auch Ihr an einen Eurer Verstorbenen, an diesen oft so trüben Novembertagen und speziell am morgigen Totensonntag. Denkt einfach an das, was Ihr tatsächlich mit ihm oder ihr erlebt habt und was sie oder er Euch bedeutet hat und noch heute bedeutet.

Das sollte reichen, Ihr wisst jetzt sicher Bescheid!
(Foto: beastandbean, www.flickr.com)

Als seinerzeit im Juni die Nachricht vom Tode des King of Pop um die Welt ging, da war diese Welt besonders dunkel. Das war letztlich kein Wunder: Der Papi, die alte Nachteule, hat mir um ein Uhr nachts diese ORF-Videotext-Meldung vorgelesen. Ja, und ich will ganz ehrlich sein: Ich war nicht sehr überrascht, ich hatte es kommen sehen und sogar in unserer Bärenrunde meine Bedenken hinsichtlich des geplanten Mammut-Konzertprogramms geäußert. Zudem, Jim Morrison starb mit 28 Jahren, Janis Joplin wurde 27 Jahre alt; selbst aus Sicht von Elvis Presley (1935 bis 1977) war der 50-jährige King of Pop – salopp formuliert – relativ spät dran. Und könnt Ihr ihn Euch ernsthaft mit 60 oder 70 Jahren vorstellen? Also ich höchstens in der Rubrik Monster des Monats …

Ich will Stellung beziehen und muss zugeben, dass der King of Pop aus meiner Bärensicht bereits seit vielen Jahren ein menschliches Wrack gewesen ist. Ich meine das in körperlicher und geistiger Hinsicht, aber garantiert nicht böse! Vielleicht stimmt Ihr mir ja zu, dass ein reicher Mensch, der Schimpansen als Freunde mehr liebt als seinesgleichen, in Wirklichkeit ein sehr armer Mensch ist. Und dass jemand, der sich mit Schaufensterpuppen gegen seine Einsamkeit wappnen will, verloren ist. Na ja, und ich käme auch nie auf die Idee, mein Bärenfell durch eine Schlangenhaut ersetzen zu wollen …

So vielfältig mein Musikgeschmack seit Langem ist, die Stimme des King of Pop hat mich leider noch nie in ihren Bann ziehen können, seine Musik nur sehr selten. Denn so pompös seine Konzertauftritte meistens gerieten, ich sage es frei heraus: Sich auf der Bühne derart offensiv in den Schritt zu fassen – das hätte Ernst Mosch (Titel und Beginn meines Artikels basieren auf einem Lied von ihm) niemals gemacht und das würde auch Monika Martin niemals tun! Das ist halt einfach nicht mein Ding! Aber vielen von Euch hat’s gefallen, sei’s drum, sei’s dumm.

So langsam nähere ich mich dem heikelsten Punkt meiner Mission. Der Chefredakteur der Fernsehzeitschrift Gong fragte in seinem Nachruf: „Kann man das Werk eines Künstlers bewerten, ohne sich von seinem Privatleben beeinflussen zu lassen? … Künstlerisch gesehen bleibt von ihm ein unfassbares Werk, … Seine Musik währt ewig. Menschlich gesehen bleibt von ihm die Geschichte eines Jungen, der auszog, die Liebe und die verlorene Kindheit zu finden … und dabei an sich selbst zerbrach.“ Der Papi gab mir für genau hier einen passenden Hinweis: Am Morgen nach der Todesmeldung war in einer Überschrift auf SPIEGEL ONLINE viele Stunden lang vom Tod des Kind of Pop die Rede. Ein sehr erhellendes Fehlerteufelchen, nicht wahr? Doch konnte Peter Pan wirklich sterben?

Meine Medienschelte. Ach, die menschlichen Medien sind unmenschlich: An einem Tag heißt es allüberall, der King of Pop sei schwul gewesen. Am nächsten Tag ist in sämtlichen Gazetten von Tablettenabhängigkeit und tödlichem Medikamentenmissbrauch die Rede. Am dritten Tag heißt es, man oder genauer: seine Ärzte hätten den King of Pop umgebracht. Am vierten ist sich die Regenbogenpresse dann wieder einig: Er lebt noch, der Holz-Michl. Am fünften Tag berichten die gelben Blätter vom Suizid … und so weiter und so fort, Schlagzeile folgt auf Schlagzeile. Und zwischendrin gibt es Medienberichte, wonach er sich ein Medikament verabreichen ließ, um seinen sexuellen Appetit auf Kinder zu stillen. Sehr unappetitlich! Aber macht Euch einfach klar, die absolute Wahrheit werdet Ihr niemals erfahren, nicht einmal im Bären-Rundfunk (BR).

Bärli ist der King of Popo! Hier an einem
Amethystbrunnen, natürlich von Bärbel Drexel.
Wahrscheinlich sucht er gerade nach Vögeln …

Euer Bryan ist allerdings davon überzeugt, dass der Prozess wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und die jahrelangen Veröffentlichungen darüber dem King of Pop sehr zugesetzt haben – und zwar völlig unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Verdächtigungen und Vorwürfe. Mittlerweile scheint vergessen, dass der King of Pop in den USA über längere Zeit weniger beliebt war als ein gewisser Saddam Hussein während des Irakkrieges! Vergeben, vergessen, in Ordnung; und Ihr Menschen trauert wohl gerne in Rudeln, wovon zumindest Prinzessin Diana auf ihrer Wolke ein schönes Lied singen kann: Candle in the Wind …

Der hier aus Prinzip ungenannt bleibende Künstler (Euer Bryan pfeift auf Suchmaschinen-Optimierung!) wird oft als „der selbst ernannte König des Pop“ bezeichnet, aber ich glaube, die Schauspielerin Elizabeth Taylor hat ihn vor vielen Jahren zuerst so genannt. In musikalischer Hinsicht war er sicher einst sehr einfallsreich. Aber wie seltsam ging er bei der Namenswahl für seine drei Kinder vor (Ihr werdet sehen, in den nächsten Jahren wird noch eine ganze Menge an Kindern von ihm auftauchen!): die heißen Michael Joseph, genannt Prince Michael I, Paris-Michael Katherine und Prince Michael II. Da braucht der Papi doch wegen der Namensfindung für Härtzi IV wirklich kein schlechtes Gewissen zu haben! Übrigens, mit dem Ende der Ermittlungen zum Todesfall King of Pop wird für Mitte Dezember gerechnet. Die Ergebnisse werden nach Angaben der Ermittlungsbehörden nicht vor Januar 2010 veröffentlicht.